
Von den Ungeheuerlichkeiten hinter verschlossenen Türen
n-tv
August Drachs Vater ist ein Säufer und Schläger. Die Mutter ist voller Liebe und Zärtlichkeit, aber nur, wenn August krank ist. Bald kann sie ohne seine Krankheit nicht mehr sein. Valerie Fritsch erzählt in "Zitronen" großartig vom Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom.
Die Geschichte von August Drach nimmt langsam Gestalt an, erst das Dorf, dann seine Mutter, schließlich der Vater. Das Dorf liegt in der österreichischen Provinz und ist voller unerzählter Dramen. Die Mutter Lilly ist ein bisschen verrückt und womöglich den "Geistern" auf den Flohmarktfotografien, die in der Küche hängen, näher als den Lebenden. Der Vater aber ist grausam, ein Säufer, der den Sohn gewohnheitsmäßig prügelt, beschämt und abwertet. "Dem Vater fiel er in die Hände, der Mutter in die ausgebreiteten Arme."
Denn die Mutter hindert den Vater nicht am Schlagen, überschüttet den Sohn aber mit Zärtlichkeit und Liebe, wenn es vorbei ist. Doch in einer kühlen Nacht im Frühling verschwindet der Vater, nimmt nichts mit, geht lautlos und wohl ohne sich umzudrehen. Lilly und August, Mutter und Sohn, blühen auf, ohne den Tyrannen im Haus fehlt ihnen aber die Verbindung.
