Kinderpornos made in Dresden?
n-tv
Kleine Faustregel zu Verschwörungen: Je härter die Zeiten, desto wirrer die Theorien. Dazu passt der aktuelle Dresdener "Tatort", in dem ein verirrter Vater zum Mörder wird - während im Hintergrund das zynische Geschäft mit den Klicks läuft.
Das eigene Kind zu verlieren, ist schlimm. Noch schlimmer ist es, sich eingestehen zu müssen, dass man es selbst vertrieben hat. So wie es Michael Sobotta (Hans Löw) machen müsste, dessen Tochter Zoe (Alida Bohnen) nach einem Schulausflug nicht wieder nach Hause zurückkommt. Anstatt sich aber der Realität zu stellen und den Abschiedsbrief seiner Tochter als das zu akzeptieren, was er ist, flüchtet sich Sobotta in wirre Verschwörungstheorien: Er ist davon überzeugt, dass Zoe entführt wurde und nun zusammen mit 149 anderen Kindern aus Sachsen im Keller eines Restaurants festgehalten wird.
Der neue Dresdener "Tatort" greift ein hochaktuelles Thema auf: die Macht von Verschwörungstheorien im Zeitalter von Social Media. "Es ist auf jeden Fall ein trauriges Phänomen unserer Zeit, dass so viele Menschen einfach Fakten ignorieren und sich ihre ganz eigene Realität schaffen", erklärt Drehbuchautor Jan Cronauer das Hauptmotiv des Films. Diesen "hätte es ohne die Ereignisse der letzten Jahre in der Form sicherlich nicht gegeben".
"Katz und Maus" nimmt sich dabei unter anderem "Pizzagate" zum Vorbild, eine Verschwörungstheorie, die der damaligen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton 2016 die Mitgliedschaft in einem Kinderporno-Ring vorwarf. Wie im realen "Vorbild" eskaliert die immer hysterischer durch die sozialen Medien geprügelte Geschichte auch im "Tatort", hier allerdings mit tödlichen Folgen: Michael Sobotta wird vom Getriebenen zum Mörder.