Xiomara Castro wird erste Präsidentin
ZDF
Die erste Präsidentin des Landes Xiomara Castro steht vor großen Aufgaben. Honduras ist das zweitärmste Land Lateinamerikas.
Mit der Linkspolitikerin Xiomara Castro tritt zum ersten Mal eine Frau an die Spitze der Regierung in Honduras. Die ehemalige First Lady, deren Ehemann Manuel Zelaya 2009 durch einen Coup aus dem Präsidentenamt geputscht wurde, will ein Kontrastprogramm bieten zu ihrem Vorgänger Juan Orlando Hernandez, dessen 8-jährige Regierungszeit von Skandalen geprägt war. Hernandez‘ Bruder sitzt wegen Drogenhandels in einem US-Gefängnis, gegen Hernandez selbst wird als möglicher Mittäter ermittelt.
Castro will der grassierenden Korruption und Straflosigkeit ein Ende setzen und das Land einen. In ihrer Rede zum Wahlsieg sprach sie von nationaler Versöhnung und Dialog mit allen Kreisen.
Doch nur kurze Zeit später, und noch bevor sie ihr Amt offiziell antreten konnte, hatte es die neue Präsidentin mit ihrer ersten politischen Krise zu tun. Es handelte sich um eine Rebellion in den eigenen Reihen - einige von Castros Parteigenossen stimmten nicht für den von ihr unterstützten Kandidaten für das Amt des Parlamentspräsidenten, sondern für den aus dem rechten Lager.
Das Resultat: peinliche Bilder von Geschrei und Prügeleien im Parlament und zwei parallel gewählte rivalisierende Parlamentspräsidenten.
Ein Problem für die bevorstehende Amtseinführung, denn der Parlamentspräsident nimmt den Amtseid der neuen Präsidentin ab. Und kein gutes Omen für Castros Fähigkeit parteiübergreifend zu regieren.
Gleichzeitig steht das Land vor großen Herausforderungen. Honduras ist nach Haiti das zweitärmste Land Lateinamerikas, etwa die Hälfte der zehn Millionen Einwohner lebt in extremer Armut. Honduras hat die höchste Mordrate in der Region, der Staat hat es bisher nicht geschafft die Drogen und Bandenkriminalität einzudämmen.
Bildungs- und Gesundheitssysteme sind prekär. Immer häufiger entziehen Naturkatastrophen wie Hurrikane Menschen ihre Lebensgrundlage. Jedes Jahr sehen zehntausende Honduraner keinen anderen Ausweg aus Gewalt und Perspektivlosigkeit als die Auswanderung.