Vom Komiker zum respektierten Staatsmann
ZDF
Selenskyj wird nicht mehr als Ex-Komiker belächelt. Für sein überlegtes Auftreten im Konflikt mit Russland erhält er weltweit Anerkennung.
Nach dem russischen Großangriff auf die Ukraine rücken die feindlichen Truppen immer näher an die Hauptstadt Kiew heran. Präsident Selenskyj ist dort in Lebensgefahr. Trotzdem will er als Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee weiter in der Hauptstadt bleiben, versprach er am Freitagmorgen in einer Videobotschaft.
Bereits am Donnerstag hatte er in einem Telefonat mit Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer erklärt:
Tatsächlich lässt die russische Führung keinen Zweifel daran, dass es ihr in der Ukraine auch um einen Sturz der politischen Führung geht, die sie als vom Westen gesteuerte "Junta" brandmarkt. Russlands Präsident Wladimir Putin selbst sagte, Ziel des Militäreinsatzes in der Ukraine sei "die Entmilitarisierung und Entnazifizierung" des Landes, wobei letzteres offenbar auf staatliche Verantwortungsträger gemünzt ist. Berichten zufolge soll es sogar schon russische "Todeslisten" mit den Namen ukrainischer Bürger geben.
Berlin und Paris machten am Freitag aus ihrer Sorge um Selenskyjs Leben keinen Hehl. "Es wäre naiv zu sagen, dass er sich nicht in Gefahr befindet", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Selenskyj sei "ein sehr mutiger Mann". Und Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian bot sogar an, den Präsidenten notfalls auszufliegen: "Wir können ihm helfen, falls es nötig wird."
Viele Ukrainer waren bis vor Kurzem auch knapp drei Jahre nach Selenskyjs Wahl nicht von seinen staatsmännischen Fähigkeiten überzeugt. Der Konflikt mit Russland hat ihn jedoch in ein neues Licht gerückt.
Selbst als Russland am Donnerstag in das Nachbarland einmarschierte, bewahrte der Staatschef einen kühlen Kopf und rief seine Mitbürger auf, nicht in Panik zu geraten.
Selenskyjs politische Laufbahn hatte skurril begonnen. Bis zu seiner Wahl zum Präsidenten 2019 hatte der Komiker und Schauspieler keinerlei politische Erfahrung. Sein Weg ins Präsidentenamt ähnelte dem Drehbuch seiner populären Fernsehserie "Diener des Volkes".