Gönül Örs: Verurteilt, aber laufen gelassen
ZDF
Nach zwei Jahren wird das Verfahren gegen die Kölner Sozialarbeiterin mit einem harten Urteil beendet. Doch die Ausreisesperre wird aufgehoben.
"Bitte halten Sie sich kurz", sagte der Vorsitzende Richter zu Gönül Örs' Rechtsanwältin. Nachdem Ayse Celik ihr Plädoyer beendet hatte, verkündete der Richter hastig sein Urteil, das er bereits ausformuliert vorliegen hatte. Da sollte ein lästiges Verfahren offensichtlich schnell abgeschlossen werden. Das Ende dieser zweijährigen juristischen Farce hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Auch bei der Angeklagten selbst, so groß deren Erleichterung über die Aufhebung der Ausreisesperre auch war. Im Jahr 2012 hatte Örs an einer Protestaktion kurdischer Aktivisten in Köln teilgenommen. Diese hatten einen Ausflugsdampfer kurzzeitig besetzt, hatten auf Transparenten die Freilassung politischer Gefangener gefordert. Die Teilnehmer wurden festgenommen, das Ermittlungsverfahren gegen Gönül Örs aber wenig später wegen Geringfügigkeit eingestellt. Damit schien der Fall erledigt. Nicht aber für die türkischen Behörden. Zusammengenommen zehn Jahre und sieben Monate Haft wegen Terrorpropaganda, Freiheitsberaubung und Beschlagnahmung von Beförderungsmitteln wurden von einem Gericht in Istanbul verhängt. Eine harte Strafe. Eine Haftstrafe. Und doch lässt man sie ziehen - die Ausreisesperre gegen die Frau wurde aufgehoben, wie die Richter am Donnerstag entschieden. Ein juristisch höchst fragwürdiges Vorgehen, das den Schluss zulässt, hier sollte ein politisches Zeichen gesetzt werden. "Ich habe nichts verbrochen. Diese Ungerechtigkeit kann ich nicht in Worte fassen", meinte Gönül Örs telefonisch nach dem Urteil. Der Verhandlung war Örs ferngeblieben, aus gesundheitlichen Gründen, wie es hieß.More Related News