Wie Putin die Welt neu ordnen will
ZDF
Ist der Angriff auf die Ukraine nur der Anfang? Der russische Präsident hat eine gefährliche Ideologie und einen mächtigen Partner.
Wladimir Putin beschwört in seinen Reden eine neue Weltordnung und will den Globus offensichtlich da hineinbomben.
Die Front von Kommunismus gegen Kapitalismus hat ausgedient, das ist nicht neu. Dagegen wirkt der vom russischen Präsidenten angefachte, neue kalte Krieg möglicherweise viel tiefer in das internationale Gewebe unserer Gesellschaften.
Er setzt die Idee von Freiheit und Demokratie gegen ein autoritäres, reaktionäres Macht- und Menschenbild. In Putins Verständnis ist der Westen verderbt und unehrlich. Dagegen hilft aus der Perspektive Moskaus nur Strenge, totale Kontrolle, das Austrocknen von Meinungsfreiheit und die brutale Verfolgung anderer Lebensentwürfe.
Das Ziel ist eine großangelegte historische "Reinigung", so kann man es bei den vom Präsidenten gern zitierten, radikalen russischen Autoren wie Alexander Dugin oder Iwan Iljin nachlesen.
Ein Endkampf, der aus Sicht Putins wohl gerade erst beginnt. Nicht nur im Fall Ukraine rechtfertigt der Feldherr im Kreml sein Handeln mit dem Kampf gegen Faschisten. Tatsächlich nutzt Putin die Tarnung des Faschistenjägers, um in seinem Einflussbereich moderne faschistische Strukturen zu verankern. Ideologisch untermauert mit einem Geschichts- und Gegenwartsbild, das von Moskau seit Jahren konsequent umgeschrieben wird.
Putin ist nicht so isoliert, wie es scheint. Auch wenn die UN-Resolution gegen den Krieg in der Ukraine mit großer Mehrheit verabschiedet wurde, so trennt sich die Welt trotzdem in zwei Teile. Unter den 35 Ländern, die sich enhalten haben, sind auch die beiden bevölkerungsreichsten der Erde, Indien und China - außerdem viele islamische und 17 afrikanische Staaten.
In sozialen Medien findet Putins Rhetorik vom Aufstand gegen ein Diktat des Westens und sein vermeintliches Sklavensystem viel Zustimmung unter Muslimen. Schaut man auf die Weltkarte, dann haben große Teile Asiens und Afrikas nicht ihre Abscheu gegen Moskaus Fortsetzung seiner Politik mit militärischen Mitteln ausgedrückt. Seine Rhetorik verfängt offenbar in manchem Land mit Kolonialgeschichte. Aber auch in Serbien wurde in der letzten Woche pro Putin demonstriert.