Stagflation - das neue Sorgenkind
ZDF
Krieg in der Ukraine, Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Inflation. Alles zusammen ist ein schlechter Mix für Europas Wirtschaft.
"Alles in allem gehen wir davon aus, dass es zu einer Frühjahrsbelebung kommt und es mit der Wirtschaft dann auch wieder bergauf geht." Ich höre die Ökonomen noch diesen oder ähnliche Sätze sagen, bevor vor einer Woche eine neue Zeitrechnung begonnen hat.
Die Angriffe auf die Ukraine bringen menschliches Leid ungeahnten Ausmaßes hervor. Inzwischen werden auch die wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges spürbar.
Ständig steigende Preise belasten - sei es nun im Supermarkt oder an der Zapfsäule. Das Problem: die Wirtschaft wächst nicht in dem Maße, in dem die Preise anziehen. Ökonomen sprechen hier von Stagflation - einer Phase, in der hohe Preissteigerungen und ausbleibendes Wirtschaftswachstum zusammentreffen.
Heute nun warnt EZB-Ratsmitglied Mario Centeno vor einer drohenden Stagflation in Europa. Die Zutaten dafür sind vorhanden.
Eine schwächelnde Konjunktur bei gleichzeitig steigenden Preisen - das mag manchem aus alten Zeiten bekannt vorkommen. Bereits rund um den Ölschock aus dem Jahre 1973 wurde eine Stagflation beobachtet. Damals wirkte sich die Geldentwertung von der Energiebranche auf die gesamte Wirtschaft aus. Was lernen wir daraus?
Die Europäische Zentralbank steht für Stabilität in der Eurozone. Nun muss sie die steigenden Preise mit der schwächeren Konjunktur in Einklang bringen. Normalerweise wird steigender Inflation mit steigenden Zinsen begegnet. Doch diese würden die Konjunktur noch mehr abwürgen.
Ein Spagat wird nötig sein, um eine Stagflation einzudämmen. Entweder die hohen Preise werden relativ früh bekämpft, durch steigende Zinsen - die Folge wäre eine mehrmonatige Rezession als Folge schwacher Konjunktur - oder die EZB schont die Konjunktur. Der Preis wäre eine sich beschleunigende Inflation. Wie sollen die steigenden Preise gestemmt werden?