Schlüsselfigur im Wirecard-Skandal fehlt
n-tv
Die Wirecard-Chefetage soll eine kriminelle Bande gebildet, Bilanzen gefälscht und Kreditgeber um 3,1 Milliarden Euro betrogen haben. Nun müssen sich Ex-Vorstandschef Markus Braun und zwei Komplizen vor Gericht verantworten. Der Fall ist einzigartig - in gleich mehrfacher Hinsicht.
In München hat der Wirecard-Strafprozess um den mutmaßlich größten Betrugsfall in Deutschland seit 1945 begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und seinen beiden Mitangeklagten vor, eine kriminelle Bande gebildet, die Konzernbilanzen gefälscht und Kreditgeber um 3,1 Milliarden Euro geprellt zu haben. Braun soll zudem jahrelang bewusst verhindert haben, dass erfundene Geschäftsbereiche aufflogen.
Er habe gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen angebliche Zahlungsdienstleistungen für Anbieter von Pornografie und Glücksspiel an Drittpartner ausgelagert, sagte Staatsanwalt Matthias Bühring bei der Verlesung der Anklage. Die vierte Strafkammer des Münchner Landgerichts hat rund 100 Prozesstage bis ins Jahr 2024 angesetzt. Verhandelt wird in einem unterirdischen Hochsicherheitstrakt neben der JVA Stadelheim, dem größten bayerischen Gefängnis.
Wirecard rechnete als Zahlungsdienstleister an der Schnittstelle zwischen Kreditkartenfirmen auf der einen sowie Einzelhändlern und sonstigen Verkäufern auf der anderen Seite elektronische Zahlungen ab. Der Dax-Konzern war im Sommer 2020 zusammengebrochen und hatte Insolvenz angemeldet, nachdem der Vorstand mutmaßliche Scheinbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt hatte. Das Geld ist bis heute vermisst. Scharen von Privatanlegern verloren zum Teil hohe Summen, die sie in nun wertlose Wirecard-Aktien investiert hatten. Viele Kleinaktionäre hatten Vorstandschef Braun als visionären Technologieguru verehrt. Ruiniert wurde auch Braun selbst, der als größter Wirecard-Aktionär zum Milliardär geworden war.
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