Gänsehautgefühl im siebtkleinsten Land Europas
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Banken, RTL und EU-Institutionen - soweit das Luxemburg-Klischee. Dazu kam viele Jahre Stahlindustrie. Jetzt erlebt Esch-sur-Alzette, die zweitgrößte Stadt des Großherzogtums, ein Comeback als Europäische Kulturhauptstadt, Zukunftsinkubator und Kunst-Hotspot.
Krachend fällt die fußballgroße Kugel in die raumfüllende Stahlspirale, rauscht lautstark vor den Augen der Besucherinnen und Besucher in die Tiefe. Landet an einem Aufzug, der das runde Teil aufpickt und wieder nach oben befördert. Dort poltert es eine andere Strecke samt Looping entlang. Was an eine überdimensionale Ziehungsmaschine für Lotterien oder eine Murmelbahn aus Kindertagen erinnert, ist ein Kunstwerk. "Distance" heißt die Installation. Sie schlängelt sich über drei Stockwerke durch die Konschthal in Esch-sur-Alzette.
Die zweitgrößte Stadt Luxemburgs ist in diesem Jahr gemeinsam mit Kaunas in Litauen und Novi Sad in Serbien Europäische Kulturhauptstadt. "Remix Culture" ist das Motto von Esch2022. Sage und schreibe 2000 Events sollen die Region vibrieren lassen - in Form von Ausstellungen, Theaterstücken, Konzerten oder neuen Radwegen. All das findet sich bis zum Ende des Jahres in zehn luxemburgischen und in acht französischen Gemeinden.
Im Mittelpunkt aber steht Esch, das nur einen Steinwurf von Frankreich entfernt liegt. Die Stadt hat bis in die 1970er-Jahre als Industriezentrum den Wohlstand des Landes gemehrt. Hier wurde Eisenerz in Stahl verwandelt, die hier produzierten T-Träger sind noch heute in der ganzen Welt zu finden. Die Hälfte der Bevölkerung Luxemburgs ist eingewandert, viele kamen aus Portugal und Italien. Der Espresso, der - egal wo - angeboten wird, ist selbstverständlich italienisch. Drei Sprachen sind das gesprochene Minimum, Multikulturalität ist gelebte Realität.
Ringelröteln sind sehr ansteckend. Die Infektion mit dem Parvovirus trifft oft Kinder, aber auch Erwachsene. Gefährdet sind vor allem Schwangere - sie geben die Erreger ans ungeborene Kind weiter, im schlimmsten Fall droht eine Fehl- oder Frühgeburt. Die Zahl der Ringelröte-Fälle steigt zurzeit in der EU stark an.