Fachkräftemangel hemmt fast jede zweite Firma
n-tv
Neben den akuten, durch Krieg und Corona ausgelösten Krisen leidet die deutsche Wirtschaft unter einem strukturellen Problem, das sich zu einer Dauerrezession ausweiten könnte: Viele Unternehmen finden nicht ausreichend Fachkräfte. Der demografische Wandel droht, diese Krise zu verschlimmern.
Der Mangel an Fachkräften frisst sich immer mehr als Hemmnis in die deutsche Wirtschaft. Bei fast der Hälfte aller deutschen Unternehmen war im vierten Quartal die Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, weil nicht genügend Personal zur Verfügung stand. Das ergab das Fachkräftebarometer des Münchner IFO-Instituts und der staatlichen Bankengruppe KFW.
"Deutschland steht vor einem demografischen Strukturwandel von historischer Dimension", sagte KFW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Offene Stellen seien inzwischen im Durchschnitt fünf Monate lang unbesetzt. Gleichzeitig sei die Produktivität pro Beschäftigtem nicht gestiegen. Die Folgerung: Es könnte wegen fehlenden Personals zur Dauer-Rezession kommen. "Hält dies an und nimmt die Erwerbstätigenzahl demografisch bedingt ab, könnte in drei bis vier Jahren eine Phase dauerhaft schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts eintreten", heißt es in der Untersuchung von IFO und KFW.
Besonders stark sei der Fachkräftemangel im Dienstleistungssektor ausgeprägt. Dort hätten Anfang Oktober mehr als 48 Prozent der Unternehmen beklagt, nicht ausreichend Personal zu finden. Bei Steuer- und Wirtschaftsberatern seien sogar mehr als zwei Drittel der Kanzleien betroffen. Insgesamt litten größere Unternehmen stärker als kleine und mittlere. Chemische Industrie sowie Papier- und Pappehersteller hätten noch die geringsten Probleme.