Schule stinkt
n-tv
"Systemsprenger" war ein toller Film: Feinfühlig und intelligent wurde darin die Geschichte eines Mädchens erzählt, das überall aneckt und nirgendwo ankommt. "Marlon" versucht, das Thema in den "Tatort" zu bringen.
Marlon (Lucas Herzog) ist an seiner Schule unerwünscht. Zumindest bei der Schulfeier, von der er wegen wiederholter Auffälligkeiten ausgeschlossen wurde. Am Tag der Feier marschiert er trotzdem, mit einer ganz offensichtlichen Riesenwut im Bauch, aufs Schulgelände, löst unter Mitschülern und Lehrern eine regelrechte Panik aus - und liegt wenige Minuten später tot an einem Treppenaufgang. Der Sturz war kein Versehen, irgendjemand muss den Jungen geschubst haben, zumal bei der Obduktion weitere Verletzungen ans Tageslicht kommen.
Kommissarin Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre Kollegin Stern (Lisa Bitter) finden bei ihren Ermittlungen schnell heraus, dass Marlons Tod eher Erleichterung als Trauer bei den meisten Beteiligten auslöst. Sogar die Mutter antwortet auf die Frage, wer für den Tod des Jungen verantwortlich sein könnte, nur lapidar: "Jeder." Einzig der Vertrauenslehrer Anton Leu (Ludwig Trepte), Marlons bester - und ziemlich lauter, weil ständig schreiender - Freund Pit (Finn Lehmann) und die mit allen Wassern gewaschene Madita (Hanna Lazarakopoulos) scheinen sich wirklich für den Verstorbenen interessiert zu haben. Oder anders gesagt: Auf Stern und Odenthal wartet ein hartes Stück Ermittlungsarbeit.
Um einen sogenannten Systemsprenger: Ein verhaltensauffälliges Kind, bei dem das System Schule und die Gesellschaft im Allgemeinen an ihre Grenzen kommen, an dem also alle verzweifeln. Am allermeisten übrigens das Kind selbst, wie der gleichnamige Film aus dem Jahr 2019 zeigt. Anders als die großartige Vorlage verpasst es dieser "Tatort" aber leider, Marlons Geschichte mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zu erzählen.
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