Russischer Einstieg in Atom-Fabrik alarmiert Experten
n-tv
Um osteuropäische Kernkraftwerke unabhängig von Lieferungen aus Russland zu machen, soll eine niedersächsische Fabrik bei der Produktion einspringen. Dafür ist eine französisch-russische Kooperation geplant. Genau die könnte dem Einfluss aus Moskau aber Tür und Tor öffnen, warnt ein Gutachter.
Die geplante Produktion von Brennelementen für osteuropäische Kernkraftwerke in Deutschland sorgt für Sicherheitsbedenken: Ein Gutachten warnt vor einer Kooperation mit einem russischen Staatskonzern. Es sei nicht ausgeschlossen, dass diese Zusammenarbeit die innere oder äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefährden könnte, heißt es in dem Gutachten des Atomrechtsexperten Gerhard Roller für das Bundesumweltministerium. In Lingen werden seit mehr als vier Jahrzehnten Brennelemente für Atomkraftwerke in Europa hergestellt.
Die Firma Advanced Nuclear Fuels (ANF) gehört dem französischen Unternehmen Framatome. Das Unternehmen in Lingen soll künftig auch Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke sowjetischer Bauart herstellen. Damit sollen Kraftwerke in Osteuropa unabhängiger gemacht werden von Lieferungen aus Russland. Die ANF-Mutter Framatome schloss dazu in Frankreich ein Joint Venture mit einem Tochterunternehmen des russischen Atomkonzerns Rosatom.
Ein Antrag dazu wird derzeit vom niedersächsischen Umweltministerium im Auftrag des Bundes geprüft. Das niedersächsische Ministerium soll unter anderem der Frage nachgehen, ob Beschäftigte des Rosatom-Tochterunternehmens TVEL damit Zugang zur Anlage in Lingen bekommen würden. Ebenfalls soll die Prüfung beantworten, inwieweit das russische Tochterunternehmen in die Entscheidungsstrukturen des Gemeinschaftsunternehmens eingebunden sein soll und ob Mitarbeiter der Rosatom-Tochter in Leitungsverantwortung stehen.