Molekulare Spritzen töten Krebszellen ab
n-tv
Bislang müssen Krebspatienten bei ihrer Therapie schwere Nebenwirkungen ertragen. Das könnte sich in Zukunft ändern. Forscherinnen und Forschern gelingt es, molekulare Spritzen zu entwickeln, die punktgenau den Wirkstoff in die befallene Zelle bringen - eine medizinische Sensation.
Krebs entsteht auf Zellebene. Forscherinnen und Forscher versuchen daher, ihn auch auf dieser Ebene zu bekämpfen. Ein Schlüsselproblem dabei ist es, die entsprechenden Wirkstoffe zielgenau in die befallenen Zellen zu bringen. Bislang gängige Behandlungsmethoden wie zum Beispiel eine Chemotherapie sind zwar wirkungsvoll. Sie zerstören aber auch gesunde Zellen der Patienten, die dann unter schweren Nebenwirkungen leiden. Ein US-Forschungsteam hat nun molekulare Spritzen entwickelt, die die Therapie von Krebs, aber auch anderen Erkrankungen revolutionieren könnte. Als Inspiration dienten ihnen Bakterien.
Viele Bakterien nutzen ausgeklügelte molekulare Nanospritzen, um Proteine in Zellen einzuschleusen. Diese sogenannten kontraktilen Injektionssysteme (CIS) lassen sich umprogrammieren und in der Zukunft möglicherweise vielfältig therapeutisch nutzen, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt "Nature".
Das Team um Feng Zhang vom Broad Institute in Cambridge veränderte für die Studie eine von Bakterien stammende Nanospritze so, dass es Wirkstoffe gezielt in bestimmte Zelltypen einbringen konnte. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing spricht von einer "revolutionären Technologie". "Es sieht so aus, dass wir an der Schwelle einer neuen Entwicklung stehen", meint der Mediziner, der nicht an der Studie beteiligt war, in einem Kommentar. "Hier sind der Fantasie bezüglich künftiger Anwendungen keine Grenzen gesetzt." Auch andere Experten sehen in der Studie einen Durchbruch, der möglicherweise viele Optionen eröffnen könnte.