"Gewichtszunahme in dem Ausmaß noch nie gesehen"
n-tv
Während der Corona-Pandemie hat sich der Alltag vieler Kinder stark geändert. Wenig Bewegung und mehr Zeit am Handy oder vorm Fernseher haben großen Einfluss aufs Körpergewicht. Jedes sechste Kind hat deutlich zugenommen. Eine Expertin spricht von einer alarmierenden Entwicklung.
Mehr Gewicht, weniger Bewegung, mehr Süßigkeiten: Die Corona-Krise hat bei vielen Kindern nach Einschätzung der Eltern zu einer deutlichen Gewichtszunahme geführt. Mit 16 Prozent wurde jedes sechste Kind seit Beginn der Pandemie dicker, bei den Zehn- bis Zwölfjährigen betrifft das mit 32 Prozent sogar fast ein Drittel, wie eine Umfrage für die Deutsche Adipositasgesellschaft (DAG) und das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität (TU) München ergab.
Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im März und April dieses Jahres 1004 Eltern mit Kindern im Alter zwischen drei und 17 Jahren. Rund 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen bewegen sich demnach weniger als zuvor, bei den Zehn- bis Zwölfjährigen ist es mit 57 Prozent sogar deutlich mehr als die Hälfte. 27 Prozent greifen häufiger zu Süßwaren. Auch die Mediennutzung ist bei 70 Prozent der Minderjährigen gestiegen. Folglich verschlechterte sich bei jedem dritten Kind oder 33 Prozent die körperliche Fitness.
Der Umfrage zufolge verschärft die Pandemie die gesundheitliche Ungleichheit. So seien Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien doppelt so häufig von einer ungesunden Gewichtszunahme betroffen wie ihre Altersgenossen aus einkommensstarken Familien. Die DAG und das EKFZ fordern daher einen "Marshall-Plan für die Kindergesundheit". Als Sofortmaßnahmen empfehlen die Experten eine Besteuerung von Zuckergetränken, Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel und eine Stärkung der Adipositas-Therapie, die in Deutschland chronisch unterfinanziert sei.