Ein Vater wie der von Erhard Dietl
n-tv
Erhard Dietl ist Musiker, Kinderbuchautor und Illustrator. In seiner Arbeit ist die Welt in Ordnung und voller Liebe. Seine eigene Kindheit ist von einem übermächtigen Vater bestimmt, der Frau und Kindern immer fremd blieb.
Anfang der 1990er Jahre erfand der Kinderbuchautor und Illustrator Erhard Dietl die Olchis. Die grünen monsterartigen Wesen waschen sich ungern, lieben alles Dreckige, sind am liebsten faul und halten als Familie zusammen wie Pech und Schwefel. Seit Astrid Lindgren weiß man, dass Kinderbuchautorinnen und -autoren durchaus aus ihren eigenen Biografien schöpfen.
In seinem ersten Nicht-Kinderbuch bekommt man eine Ahnung, wie diese biografischen Prägungen bei dem 69-Jährigen ausgesehen haben. In "Ein Vater wie meiner" wird das Aufwachsen einer ganzen Generation sichtbar. Geboren ist Dietl 1953 in Regensburg. Der Krieg ist schon ein paar Jahre zu Ende, doch im Alltag sind viele seiner Spuren noch immer gegenwärtig. Mutter, Vater, die drei Jahre jüngere Schwester und Rauhaardackel Nicki leben in einer Genossenschaftswohnung. Manchmal musizieren kriegsversehrte Geiger und Sänger auf den Hinterhöfen, an den Häuserwänden sind noch die weißen Pfeile sichtbar, die den Weg in die Luftschutzkeller wiesen. Später zieht die Familie nach München.
All diese Erinnerungen werden wach, als der Vater überraschend nach einem eher ungefährlich erscheinenden Eingriff im Krankenhaus stirbt. Dietl hat ihn bei seinem letzten Besuch recht unwillig rasiert, die damit verbundene körperliche Nähe war ihm ebenso ungewohnt wie unangenehm. "Schon immer waren wir eine berührungsfeindliche Familie gewesen", schreibt er über diesen Moment, der schließlich den Abschied vom Vater darstellen wird.
Gerade erst liegt eine erfolgreiche Nordamerika-Tour hinter ihm, da sind schon die ersten Konzerte seiner Klassik-Tour mit der Philharmonie Leipzig gestartet. VNV Nation-Frontmann Ronan Harris gönnt sich keine Pause. Vor seinem Auftritt im Berliner Admiralspalast nimmt er sich trotzdem die Zeit, ausführlich über seine Liebe zu klassischer Musik, Fankritik und zwei große musikalische Projekte, die demnächst ins Haus stehen, zu sprechen.