Ein Kommissar macht Männchen
n-tv
Ein Diktator aus Fantasien, eine abgezwackte Zunge und der unfähigste Bodyguard der Fernsehgeschichte - wäre das alles nicht so daneben, man käme aus dem Lachen nicht mehr heraus: "Tyrannenmord", ein Krimi zum Abhaken und ein Falke mit gestutzten Flügeln.
Geht Ihnen das auch so? Dem Wotan Wilke Möhring möchte man es so gern abkaufen, was er da macht. Die alberne Milch hin, die vermurkste Nummer mit #allesaufdentisch her, WWM ist doch eigentlich einer von den Guten. Umso erstaunlicher, den Mann durch einen "Tatort" schlurfen zu sehen, in dem kein Stein auf den anderen passt. Die Schnurre um das Diktatorensöhnchen mit der abgeschnittenen Zunge, eine Charade aus Albernheiten und Allgemeinplätzen, viel zu ernst gemeint, um am Ende zumindest lustig zu sein.
Das fängt an mit dem Fantasiestaat, aus dem Sohnemann Juan und sein despotischer Herr Papa stammen: Orinaca. Klingt wie eine Mischung aus einem Songtitel von Enya und einem Wunderland aus "Tim & Struppi": Syldavien. Bordurien. Nuevo Rico. Nun also Orinaca. Eigentlich kann man die Geschichte da schon nicht mehr ernstnehmen. Und wie heißt der tapfere Polizei-Prakti? Felix Wacker. Noch so ein Fall von Nomen est Omen. Wobei ihm der Dufflecoat ausgesprochen gut steht.
Die Nummer mit dem Internat als Schauplatz rückt da fast in den Hintergrund, dabei lauert hier, das wissen wir spätestens seit "Club der toten Dichter", "Dämonen im Mädchenpensionat" und Harry Potter, doch das wahre Drama. Natürlich gibt es das auch im "Tatort" in kleinen Häppchen, das verhuschte Kollegium, die skrupellose Chefin des Ganzen, ihr Gatte mit dem tödlichen Geheimnis, die Eltern, die auf die Barrikaden steigen, aber so richtig wird Rosenhag, noch so ein Name aus dem Writers Workshop, nicht mit Leben geweckt.