Ein Hormon, das täglich Leben rettet
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Leonard Thompson hat Glück. Der 14-Jährige bekommt am 23. Januar 1922 als erster Mensch weltweit Insulin gespritzt - und überlebt, obwohl er dem Tod geweiht scheint. Damit beginnt eine Ära, die bis heute tausenden Menschen das Leben rettet.
Leonard Thompson ist 1922 schwer krank. Der 14-Jährige leidet unter der Stoffwechselstörung, die später als Diabetes mellitus Typ 1 bezeichnet werden wird. Dem Jungen geht es schon seit Tagen schlecht. Sein Blutzuckerspiegel ist lebensbedrohlich hoch. Er wird im Toronto General Hospital behandelt, doch seit er im Alter von elf Jahren erkrankte, geben ihm die Ärzte kaum Überlebenschancen. Inzwischen ist er von der Erkrankung schwer gezeichnet und abgemagert. Er droht immer wieder ins Koma zu fallen. Doch dann wendet sich das Blatt.
Am 11. Januar 1922 bekommt Thompson eine erste Dosis des gerade entdeckten Insulins gespritzt. Doch Leonard reagiert nicht wie gehofft darauf, sondern zeigte eine allergische Reaktion. Möglicherweise war das Insulin verunreinigt. Dennoch geben ihn die Ärzte nicht auf. Zwölf Tage später wird ihm erneut eine Dosis Insulin gespritzt, das aber diesmal vorher gereinigt wurde. Damit wird der 23. Januar 1922 zu einem denkwürdigen Tag in der Medizingeschichte. Er rettet nicht nur dem 14-jährigen Leonard Thompson das Leben, sondern ist auch der Beginn der Diabetestherapie. Und Thompson geht als der erste Mensch in die Medizingeschichte ein, bei dem Insulin erfolgreich eingesetzt wurde.
Frederick Banting und Charles Best, zwei jungen Forschern aus Toronto, ist dieser Meilenstein zu verdanken. Den beiden Wissenschaftlern ist es im Juli 1921 erstmals gelungen, Insulin zu isolieren. Sie gewannen den Stoff zunächst aus der Bauchspeicheldrüse eines Hundes. Ebenfalls an einem Hund hatten sie zeigen können, dass es durch die Gabe von Insulin möglich ist, den Blutzuckerspiegel zu senken. Die beiden Wissenschaftler gingen damals davon aus, dass Insulin der Schlüssel zur Therapie der Stoffwechselerkrankung ist. Sie sollten Recht behalten. Ihre Ergebnisse veröffentlichen Banting und Best in der Februarausgabe 1922 des Journal of Laboratory and Clinical Medicine.