Der Geschmack von Neapel kommt im Paket überall hin
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Um sich ein wenig zu Hause zu fühlen, brachten die Gastarbeiter einst in Kartons die Lebensmittel aus der Heimat mit. Die Sehnsucht ist geblieben. Zwei neapolitanische Unternehmer stillen sie jetzt digital und zu italienischen Preisen.
Diese persönliche Erinnerung liegt eine Ewigkeit zurück. Die Zugfahrt begann in Neapel, Richtung Mailand. Im Abteil saß eine Frau mittleren Alters. Auf dem Gepäckträger hatte sie eine fest zugeschnürte Pappschachtel abgestellt. Zwar war es Herbst und die Heizung noch abgedreht, trotzdem begann es im Abteil immer intensiver nach Salami und Käse zu riechen. Das war damals nicht ungewöhnlich, störte deswegen niemanden, gab dafür den Anlass ins Gespräch zu kommen. Auf die Frage, ob es sich beim Käse um Provolone handle, antwortete die Frau: "Ja, den bringe ich meinem Sohn, damit er sich ein wenig zu Hause fühlt. Er arbeitet und lebt nämlich in Mailand. Hier im Süden gibt es ja keine Möglichkeit, sich eine Zukunft aufzubauen."
Vierzig Jahre sind verstrichen, vieles hat sich geändert, aber nicht alles. Früher waren es vor allem die Arbeiter, die in den Norden, oft auch über die Grenze, nach Deutschland und Belgien auswanderten, um Arbeit in den Fabriken zu finden. Heute sind es die klugen Köpfe, die das Weite suchen, weil sie in Italien keine Zukunftsperspektive sehen. Hierzulande nennt man die Abwanderung von Fachkräften "Fuga dei cervelli".
Damals reiste man einen ganzen Tag, wenn nicht länger. Heute nimmt man Lowcost-Flüge oder, wenn es nur von Süd- nach Norditalien geht, den Hochgeschwindigkeitszug Freccia Rossa und ist in wenigen Stunden am Ziel. Was im Vergleich zu früher fehlt, sind die Lebensmittelpakete. Zwar gibt es sie für die ins Ausland Ausgewanderten noch immer, sie werden aber jetzt von der Mamma per Post nachgeschickt.