"China baut Kohlekraftwerke, die es nie brauchen wird"
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China ist ein Powerhaus für erneuerbare Energien. Die Volksrepublik hat vergangenes Jahr Solaranlagen mit einer Kapazität von 216 Gigawatt installiert und zur Wut westlicher Hersteller so viele weitere gebaut, dass die Preise weltweit um 50 Prozent gefallen sind. Gleichzeitig hat China 2023 Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von fast 50 GW in Betrieb genommen und mit dem Bau von weiteren 70 GW begonnen - 19-mal mehr als der Rest der Welt zusammen! Die Erklärung für diesen Widerspruch? "Kein Land denkt Wirtschaft und Klima so gut zusammen wie China", sagt Barbara Pongratz von der Universität Bremen. Das Prinzip der chinesischen Energiewende sei allerdings Sicherheit, erklärt die Expertin für chinesische Umwelt- und Klimapolitik im "Klima-Labor". "Erst bauen, dann zerstören." Doch es läuft längst nicht alles perfekt: Viele chinesische Provinzen haben die grüne Marschroute von Staatschef Xi Jinping bisher nicht verinnerlicht, fürchten das Ende ihres Wohlstands und wissen, dass sie sich nicht auf ihre Nachbarn verlassen können, wenn Energie knapp wird.
ntv.de: China hat im vergangenen Jahr fast so viele Solaranlagen installiert wie der Rest der Welt zusammen - und investiert gleichzeitig wahnsinnig viel Geld in Kohlekraftwerke. Ist China bei der Energiewende gut oder schlecht für die Welt?
Barbara Pongratz: Das ist ein gemischtes Bild. China geht bei der Energiewende entschlossen voran, allerdings gibt es den genannten Widerspruch: Es wird sehr viel in erneuerbare Energien investiert und sehr viel Kapazität für Kohle gebaut. Das ist seit jeher die wichtigste Energiequelle in allen möglichen Industriezweigen. Der Anteil der Kohle am Energiemix beträgt 56 Prozent.
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