Bofinger: "Mehrwertsteuer auf Energie halbieren"
n-tv
Viele Bürger leiden darunter, dass sie aktuell viel mehr für Gas, Heizöl oder Strom zahlen. Der Ökonom und langjährige Wirtschaftsweise Bofinger wirft der Bundesregierung vor, die Inflationssorgen der Menschen zu ignorieren. Statt an den hohen Energiekosten mitzuverdienen, sollte sie die Haushalte entlasten.
Angesichts der steigenden Inflation appelliert der langjährige Wirtschaftsweise Peter Bofinger, die Mehrwertsteuer auf Gas und Heizöl auf zehn Prozent zu halbieren. "Die Regierung muss mehr gegen die hohen Energiepreise tun", sagte Bofinger der "Süddeutschen Zeitung". Die Preisausschläge belasteten untere Einkommen und auch die Mittelschicht "massiv".
"Der Gaspreis hat sich verdoppelt, Heizöl kostet rund 60 Prozent mehr als vor einem Jahr", so der Ökonom. Halbiere der Staat die Mehrwertsteuer auf Gas und Heizöl auf 10 Prozent, habe er fast dieselben Einnahmen wie vorher. Gleichzeitig würden die Haushalte bei der Gasrechnung um 270 Euro im Jahr entlastet. Bei Strom und Benzin sei der Preisanstieg etwas geringer, deshalb wäre eine temporäre Entlastung auf 16 Prozent sinnvoll. Statt zu helfen, ignoriere die Bundesregierung die Inflationssorgen der Deutschen, kritisierte der Ökonom. "Es kann nicht sein, dass der Staat an den hohen Energiepreisen verdient!"
Alle Institutionen, die professionell Inflationsprognosen erstellen, hätten mit ihren Vorhersagen "völlig daneben gelegen". Der Sachverständigenrat der Bundesregierung hatte im März vergangenen Jahres 2,1 Prozent Inflation vorausgesagt. Dass die Inflation stark unterschätzt worden sei, nennt Bofinger "logisch". "Denn sie kommt vor allem aus den höheren Energiepreisen, die so nicht vorherzusehen waren."