Ölpreisdeckel verliert für Kreml an Schrecken
n-tv
Der Westen will den Preis von russischem Öl deckeln. Doch derzeit ist er ohnehin viel niedriger als die vorgesehene Obergrenze. Damit hätte sie für den Handel kaum Bedeutung.
Der von den führenden westlichen Industriestaaten geplante Preisdeckel auf russisches Öl könnte weniger wirksam sein als geplant. Denn derzeit liegt der Preis deutlich unter der in Aussicht gestellten Obergrenze. In Zahlen ausgedrückt: Ein Fass der russischen Sorte Urals kostet knapp 52 US-Dollar. Die EU diskutiert über einen viel höheren Deckel zwischen 65 und 70 Dollar, der von der G7, einer Gruppe von Industriestaaten, vorgeschlagen worden ist.
Die G7 will angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine den Preisdeckel einführen, um die Einnahmen des Kremls zu reduzieren. Vorher muss sich allerdings die Europäische Union einigen. Der aktuelle Preis zeigt indessen, wie schwierig es für die EU-Mitglieder ist, eine wirksame Obergrenze zu finden.
Denn je billiger russisches Öl ist, umso mehr wächst der Druck, den Deckel niedriger anzusetzen. Doch die Interessen der Mitgliedsländer sind unterschiedlich. Einige Staaten, darunter Polen und Estland, wollen einen sehr viel niedrigeren Deckel. Griechenland und Zypern fordern dagegen eine viel höhere Grenze. Denn dort ansässige Reedereien transportieren viel russisches Öl und wollen den Handel deshalb so wenig wie möglich einschränken.
Kaum ein Rohstoff reagiert so sensibel auf internationale Krisen wie Erdöl. Die ersten Entwicklungen nach der iranischen Attacke auf Israel fallen überraschend aus: Die wichtigsten Ölpreise sinken unter der Marke von 90 Dollar je Fass und und damit deutlich unter die Höchststände der vergangenen Woche.