
Seit 1913 tanzt Berlin in Clärchens Ballhaus
n-tv
Clärchens Ballhaus gibt es seit 1913, und es ist eins der sehr wenigen Ballhäuser aus dieser Zeit, die noch existieren. Ein wunderbarer Ort, der Kriege und Krisen, Mauerbau und Mauerfall und den Berlin-Mitte-Hype überlebt hat. Ein Bildband erzählt seine Geschichte - und noch sehr viel mehr.
Berlin ist - bei aller Liebe - keine besonders schöne Stadt. Und doch zieht sie seit Jahren, Jahrzehnten viele Menschen an - Touristen, Künstler, Zugezogene. Was Berlin so attraktiv, so speziell, so spannend macht, sind seine einzigartige Geschichte und seine besonderen Orte. Clärchens Ballhaus ist so ein besonderer Ort, auffallend mit seiner unsanierten Fassade in der sonst so schicken Auguststraße in Hipster-Mitte. Marion Kiesow ist mit ihrem Buch "Berlin tanzt in Clärchens Ballhaus" tief in seine Geschichte eingetaucht. Ein Buch? Ach was - ein Wälzer! Denn "Clärchen" gibt es bereits seit 1913 und so kommen entsprechend viele Geschichten und Geschichte zusammen.
Und Kiesow beleuchtet so ziemlich jeden denkbaren und auch undenkbaren Aspekt, der mit dieser Berliner Institution zusammenhängt: wer wann Besitzer und Betreiber war - von Clärchen und ihrem Mann angefangen bis heute. Wer dort gearbeitet hat - vom Garderobier über den Einlasser, die Eintänzer, Kellner und Bardamen bis zur Klofrau. Wer dort zu Gast war - vom einfachen Arbeiter bis zum Weltstar und Prinzen. Auf welchen Stühlen man bei Clärchen saß. Welche Tanzstile wann modern waren (und welche wann verboten), welche Getränke man trank, welche Zigaretten man rauchte, welche Kleidung man trug ... Und auch, wie die Politik und die geschichtlichen Ereignisse draußen vor den Ballhaustüren das Geschehen drinnen beeinflusst haben.
Denn Clara und ihr Mann, später ihre Erben, mussten sich allerhand einfallen lassen, um durch die Jahrzehnte zu kommen - durch zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen und die Nazizeit, durch die Mangeljahre nach dem Krieg und die Mangelwirtschaft in der DDR, Mauerbau und Mauerfall und die großen Veränderungen, die damit einhergingen. Und es war vor allem Clara, die das Ballhaus von 1928 bis 1967 leitete (und 1971 starb), die großen Erfindungsreichtum und Improvisationstalent bewies, um auch schlechte Zeiten zu überstehen. Ebenso Tochter Elfriede Wolff, die von 1969 bis 1989 Chefin war.
