Meine Güte, Gil!
n-tv
Dass sich Gil Ofarim in seinem Verleumdungsprozess letztlich zu einem Geständnis durchgerungen hat, ist gut. Trotzdem hinterlässt der Musiker einen Scherbenhaufen - für sich und andere. Größten Respekt verdient dagegen der unfreiwillig als "Herr W." bekannt gewordene Hotelmanager.
Man hätte in diesem Prozess viel für möglich gehalten: einen Freispruch, weil doch noch irgendwelche Ungereimtheiten bei den Ermittlungen gegen Gil Ofarim ans Tageslicht kommen. Eine Verurteilung, obwohl der Sänger entgegen aller Beweise felsenfest bei seiner Darstellung bleibt. Oder eine Verurteilung, nachdem Ofarim eingeräumt hat, dass ihm in seiner Wahrnehmung der Ereignisse dann vielleicht doch etwas verrutscht sei. Dass das Verfahren allerdings damit enden würde, dass der Musiker komplett geständig eine Lüge einräumt, hatten wahrscheinlich nicht allzu viele auf dem Zettel.
Die Lehren aus diesem Paukenschlag sind ebenso banal wie einschneidend. Zunächst einmal für Gil Ofarim selbst. "Die Chance auf einen befreiten Neustart ist sein Gewinn. Ja, er hat einen Fehler gemacht. Aber er hat sich dazu bekannt, er hat um Entschuldigung gebeten und hat sie erhalten. Damit ist die Sache vom Tisch", zeigte sich Richter Andreas Stadler laut "Focus" nach dem Geständnis gnädig mit dem Musiker.
Keine Frage, dass sich Ofarim letztlich doch noch zu einem Geständnis durchgerungen hat, ist ihm - unter den gegebenen Umständen, versteht sich - durchaus positiv anzurechnen. Dass er den Mut und die Kraft aufgebracht hat, die Ketten seiner Lüge am Ende selbst zu sprengen, war allemal besser, als weiter in den Tunnel zu laufen, in den er sich mit seiner Erzählung verirrt hatte. Ob die Öffentlichkeit in ihrer Gesamtbeurteilung allerdings ähnliche Milde an den Tag legen wird wie der Vorsitzende Richter, ist dann doch fraglich. Etwas wird haften bleiben. Und man möchte dem Sänger, dessen jüngstes Album immerhin Platz fünf der deutschen Charts eroberte, und strahlenden "Let's Dance"-Gewinner von 2017 am liebsten zurufen: Meine Güte, Gil! Wozu das Ganze?
Gerade erst liegt eine erfolgreiche Nordamerika-Tour hinter ihm, da sind schon die ersten Konzerte seiner Klassik-Tour mit der Philharmonie Leipzig gestartet. VNV Nation-Frontmann Ronan Harris gönnt sich keine Pause. Vor seinem Auftritt im Berliner Admiralspalast nimmt er sich trotzdem die Zeit, ausführlich über seine Liebe zu klassischer Musik, Fankritik und zwei große musikalische Projekte, die demnächst ins Haus stehen, zu sprechen.