Gute Eltern, schlechte Eltern
n-tv
Seine Familie kann man sich nicht aussuchen, den Sonntagabendkrimi dagegen schon. Gleich zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Monaten geht es in Rostock um Familiäres – diesmal aber mit deutlicher Einschalt- beziehungsweise Nachholempfehlung.
Holli (Mathilde Graf) hat es gut: Ihre Mutter Mascha (Meira Durand) liest ihr Gute-Nacht-Geschichten mit Kopflampe in der Hängematte vor, springt mit ihr zusammen durch Pfützen, nimmt sie bei all ihren großen und kleinen Abenteuern mit und liebt sie über alles. Holli hat es aber auch sehr schlecht: Ihre Mutter ist stark heroinabhängig und benutzt die Vierjährige als kompakte Einbruchshelferin und unverdächtige Komplizin bei ihren Raubzügen.
Die ersten siebeneinhalb Minuten des neuen Rostocker "Polizeirufs" führen durch eine Traumwelt irgendwo zwischen Pippi-Langstrumpf-Vibes und Drogenabsturz. Kaum zu glauben, dass für den bildgewaltigen und emotional packenden Trip der gleiche Regisseur verantwortlich zeichnet, der noch im Dezember den enttäuschenden Vorgänger "Nur Gespenster" auf die Bildschirme brachte.
Wo Andreas Herzog bei der Missbrauchs-Episode fast jegliches Fingerspitzengefühl vermissen ließ, ist es diesmal genau umgekehrt: "Diebe" ist ein anrührender Krimi, bei dem sogar der unsägliche Sideplot rund um den 40 Jahre verschollenen und plötzlich wieder aufgetauchten Vater von Profilern König (Anneke Kim Sarnau) nicht unangenehm aufstößt.