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Elon Musk folgt mir oder: Alt und gaga
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Kurzer Blick auf Instagram: "elon_musk0011 folgt dir" (Keanu_theReeves und Johnny62.depp ja schon länger), #endlesssummer ist der Hashtag der Stunde und ich frage mich wiederholt, ob ich eine Pause von Insta und Co brauche. Meine Tochter schreibt passenderweise ihre Masterarbeit zu Auswirkungen von sozialen Medien auf die Gehirnströme. Sie hat gefragt, ob ich Probandin sein kann. Ich müsste mir wahrscheinlich aber die Haare rasieren, wegen der Elektroden. Ich frag' mal meinen Insta-Buddy Elon, was der davon hält.
Die Welt ist verrückt, das ist nichts Neues. Der Mensch versucht aber immer wieder, sich zu akklimatisieren, selbst ans Klima. Sogar Menschen, die im Krieg leben, versuchen Gewohnheiten zu entwickeln und möglichst vieles aufrechtzuerhalten, was ein normales Leben ausmacht. Manchmal allerdings sterben Menschen oder Arten oder Gattungen dennoch aus - zum Beispiel, wenn das Klima komplett verrückt spielt. Oder warum sind die Neandertaler sonst wohl nicht mehr da? Und die Dinosaurier? Alles hat ja zwei Seiten, das ist mir letztes Wochenende besonders aufgefallen, als es so herrlich warm war: Wenn man am 2. Oktober noch bei 25 bis 30 Grad draußen sitzt, ärmellos, ohne Socken, und eher Rosé mit Eiswürfeln als Kürbissuppe konsumiert, dann ist das auf der einen Seite eben wunderschön, denn wer genießt sie nicht, die letzten Sonnenstrahlen? Auf der anderen Seite ist uns natürlich durchaus bewusst, dass das Ganze nicht normal ist. Und wir wissen in unserem tiefsten Innern auch warum, selbst wenn wir weder zur letzten noch zu allerletzten Generation gehören.
Es gehört wohl dazu, dass nichts im Leben umsonst ist: Bezahlen unsere Kinder also meine sockenlose Zeit bis in den Herbst? Bezahle ich bereits, was meine Eltern und ihre Generation alles vermasselt haben? Und die wichtigste Frage: Wem kann ich die Schuld geben, wenn es nicht läuft? Meinen Eltern (und ihrer Generation) kann ich die Schuld nicht mehr geben, wir haben uns bereits für alles beieinander entschuldigt. Und es würde auch keinen Sinn ergeben. Dennoch komme ich manchmal nicht umhin zu denken, dass ich - wie so viele andere auch - eine gewisse Art von Rechnung begleiche: Meine Eltern haben sich früher ausgiebig um ihre Kinder und ihre Enkel gekümmert, inzwischen kümmere ich mich um sie. Intensiv. Ohne Fortschritte oder Erfolge, ganz anders als bei Kindern, bei denen es ja ständig vorangeht.
Im Alter geht alles nur noch zurück. Oder gar nicht mehr. Schon oft habe ich gedacht, dass es wohl natürlich ist, wie das Leben so verläuft. Aber mir fällt auf: Es wird doller. Überall, wo ich hinkomme, reden die Menschen über ihre Eltern. Mein Instafeed ist voll mit Posts, die davon erzählen, wie es mit ihren alten, dementen, kranken, nicht mehr sich selbst versorgenden Eltern läuft. Auf der einen Seite herrscht da großes Ufftata, weil man in einem gewissen Alter endlich im Leben angekommen zu sein scheint, vielleicht hat man auch schon die Erbschaft eingestrichen, aber gleichzeitig muss man eben auch ordentlich ran. Die Kinder sind aus dem Haus, sie brauchen dich nur noch, wenn sie was brauchen. Das ist normal. Aber unsere älter werdenden Eltern zeigen uns deutlich, dass es nicht immer ein Vergnügen ist, alt zu werden.