"Die mafiösen Strukturen beginnen bei Brokern und Müllmaklern"
n-tv
Jeder Mensch in Deutschland verursacht im Schnitt fast 105 Kilogramm Verpackungsmüll im Jahr. Davon wird aber nur ein Teil recycelt und dieser auch nur teilweise auf heimische Recyclinghöfen. Denn jede fünfte Verpackung wandert ins Ausland: "Historisch gesehen nach Südostasien und vor allem auch Osteuropa", erklären Jacqueline Goebel und Benedict Wermter im "Klima-Labor" von ntv. "Das ist legal, deutscher Müll darf in geprüften Anlagen auch im EU-Ausland recycelt werden", sagen die Journalisten und Autoren des neuen Buches "Die Plastiksucht". Doch die Realität sieht anders aus. Oftmals gerät Abfall in die Hände der Müllmafia, denn nicht nur Recyceln ist teuer: "Müll verbrennen, kostet 200 Euro. Wenn ich ihn in die Umwelt kippe, zahle ich 0 Euro."
ntv.de: In eurem Buch geht es unter anderem um die Müllmafia. Inwiefern eignet sich Müll für kriminelle Geschäfte und zum Geld verdienen?
Jacqueline Goebel: Man kann mit Müll sehr gut Geld verdienen, wobei es eigentlich umgekehrt läuft: Müll ist sehr teuer. Das Sortieren, die Entsorgung … es ist ein riesiger Aufwand, Rohstoffe aus einem Berg an Unbrauchbarem herauszufiltern. Wenn ich also viel für die Umwelt tun, den Müll gut und sicher entsorgen will, kostet es richtig Geld. In der Branche gibt es ein Sprichwort: Müll sucht sich das billigste Loch. Ich kann Geld verdienen, indem ich Müll verschwinden lasse, illegal entsorge und nur das rausfische, was tatsächlich Geld bringt. In Europa ist das nicht so einfach, weil wir die nötigen Strukturen und Kontrollen haben. Es gab aber über Jahre die Tendenz, den Müll ins Ausland zu schaffen, weil die Arbeitskosten dort günstiger sind und es einfacher ist, an der einen oder anderen Stelle etwas verschwinden zu lassen.
Der Müll wird mit einem Frachtflugzeug oder einem Containerschiff ins Ausland gebracht?
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