Der Tote und das liebe Vieh
n-tv
Ein gemeuchelter Schweinebauer, eine Gruppe von Tierschützern und mittendrin der Moritz und die Bibi. "Bauernsterben" macht auf Message, verpasst seinem Kommissars-Duo aber erstmal eine kalte Dusche. Leider berappelt sich der 56. Fall aus Wien davon nicht wieder.
"Ich wünsche mir Tatorte, die sich weiterhin mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen auseinandersetzen", sagt Regisseurin Sabine Derflinger im Interview zu "Bauernsterben", ihrem dritten Wiener Fall, nach "Falsch verpackt" (2011) und dem Grimme-Preis-prämierten "Angezählt" (2014). "Gewalt von Männern an Frauen ist so ein Riesenthema. In Österreich gab es 2023 bereits 17 Femizide. Da mich die Entdemokratisierungstendenzen in so vielen europäischen Ländern beunruhigen, wünsche ich mir einen europäischen 'Tatort', der im Journalismus-Milieu spielt und sich mit dem Recht auf Pressefreiheit auseinandersetzt. Darüber hinaus würde mir eine Zeitreise mit Bibi Fellner und Moritz Eisner in das Nachkriegs-Wien der 50er-Jahre gefallen."
Das sind durchweg ziemlich konkrete Story-Ideen, die sich überaus interessant anhören, leider hat es keine davon in den jetzigen "Tatort" am Sonntagabend geschafft. Stattdessen verschlug es Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) raus aufs Land, mitten hinein in einen Schweinestall. Nun ist das Plot-Segment Nutztierzucht, Schweinemast oder ähnliches natürlich auch eines der von Derflinger präferierten "gesellschaftspolitisch relevanten Themen", aber leider reichte es in 90 Minuten nicht zu einer klaren Entscheidung, wo die Reise hingehen soll: Wollte man das Publikum neugierig darauf machen, wer denn Max Winkler ermordet hat? Wollte man möglichst viele Allgemeinplätzchen zum Thema Tierschutz und Fleischverzehr unterbringen? Oder ging es am Ende doch nur darum, Bibi und Moritz in ein paar mutmaßlich witzig gemeinte Klamotten aus dem Senderfundus zu stecken?
Der Anfangsviertelstunde zufolge musste man wohl zunächst mal ein klassisches "Fish out Water"-Sujet erwarten. Die Großstädter im tiefen Geläuf eines ländlichen Bauernhofs, dat matscht so schön. Als Eisner und Fellner dann auch noch von der schweinischen Selbstreinigungsanlage komplett nassgemacht, anschließend in C&A-Coutoure von 1986 und beste Ballonseide gesteckt werden, scheint der Fall klar: ein bisschen "Erst die Arbeit und dann …", abgeschmeckt mit einer Prise Postmoderne, dazu eine Handvoll kauzige Typen aus der Casting-Schatulle.