CSU nervös: An Bayerns Grenze entstehen in Tschechien neue Mini-AKWs
ProSieben
In Tschechien sollen schnellstmöglich neue Mini-Atomkraftwerke entstehen – an der Grenze zu Bayern. Die CSU macht das nervös.
Das Wichtigste in Kürze:
Im tschechischen Südböhmen, nahe der Grenze zu Niederbayern, steht das Atomkraftwerk Temelín. Es gilt als unsicher und macht immer wieder wegen Störfällen Schlagzeilen. Genau hier will die Regionalregierung Südböhmens nun bis 2030 einen Small Modular Reactor (SMR), auch als Mini-AKW bekannt, bauen. Als Testprojekt - danach sollen weitere in der Region folgen. Das besiegelte die Vereinbarung "Nuklearpark Südbohmen", die die Regierung mit dem Energieunternehmen ČEZ geschlossen hat. Wegen der Energiekrise werde der Bau dieses Reaktors sogar beschleunigt.
Denn anders als Deutschland setzt Tschechien weiter auf Kernenergie als Energiequelle. Der Anteil der Atomkraft am Strommix des EU-Mitgliedstaats soll nach den Plänen der Regierung in Prag bis 2040 auf mehr als die Hälfte ansteigen. Dazu ist der Bau neuer Reaktoren geplant, nicht nur in Temelín.
Allerdings ist besonders der "Nuklearpark Südböhmen" der bayerischen Regierungspartei, der CSU, ein Dorn im Auge. Der Grund: Temelín ist nur knapp 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Das Vorhaben wurde den bayerischen Politikern beim vierten "Forum der Partnerregionen des Kreises Südböhmen" vorgestellt. Der Bürgermeister der niederbayerischen Gemeinde Freyung, Olaf Heinrich (CSU), reagierte gegenüber der "Welt" überrascht über diese Mitteilung seitens der Tschechen. "Da muss jetzt einer mit der versteckten Kamera ums Eck kommen, das kann ja nicht wahr sein", wird er zitiert.
Statt eines Partnertreffens auf Augenhöhe habe er einer "medial begleiteten Werbeveranstaltung" beigewohnt, gibt er gegenüber dem Blatt zu verstehen. Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala habe den "südböhmischen Nuklearpakt" ohne jegliches Mitspracherecht verkündet. Für Heinrichs schien es, als seien die Bayern "die eingeladenen Claqueure".