Was ist, wenn Russland auch Deutschland den Gashahn zudreht?
ProSieben
Noch sei die Versorgung gesichert, sagen Experten und Politiker. Die deutsche Industrie stellt sich nach dem russischen Lieferstopp gegenüber Polen und Bulgarien aber bereits auf Engpässe ein. Zwar ist Gas nicht gleich Gas - doch die Konsequenzen könnten groß sein.
In den ersten Ländern Osteuropas werden die Drohungen aus dem Kreml Realität. Dass die Folgen für Industrie, Verbraucher und wohl auch viele Arbeitnehmer erheblich wären, sollte Russland die Gaslieferungen nach Deutschland bald ebenso einstellen, steht außer Frage. Wie groß das Ausmaß ausfiele, unterscheidet sich jedoch je nach Branche und Nutzung des Rohstoffs.
Bisher hält das Bundeswirtschaftsministerium die deutsche Versorgungssicherheit noch für gewährleistet. Die Regierung rief zum Energiesparen auf - in einigen Branchen wäre ein plötzlicher Erdgasausfall aber heikel.
Die Industrie bekäme laut aktuellen Notfallplänen als erstes weniger der vorhandenen Speichermengen zugeteilt. Der Chefaufseher des Energiekonzerns Eon, Karl-Ludwig Kley, befürchtet drastische Konsequenzen für Wirtschaftsleistung und Arbeitsplätze, falls akuter Mangel eintritt. Daher müsse die Politik "darüber nachdenken, ob sie die Reihenfolge nicht umdreht und erst bei Privaten abschaltet", sagte der Ex-Chef des Chemiekonzerns Merck dem "Manager-Magazin".
Wie groß die volkswirtschaftlichen Kosten wären, ist umstritten. Der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, erwartet im schlimmsten Fall "eine Rezession mit langfristigen Folgen". Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hält ein Stopp-Szenario bei Erdgas und - wie bereits beschlossen - bei Kohle zumindest mit Blick auf die deutsche Stromversorgung für verkraftbar - jedenfalls ab 2023. Das Analysehaus Scope sieht für Deutschland größere Chancen als für andere Staaten.