Was andere Zoos besser machen als der Tierpark Hellabrunn
Süddeutsche Zeitung
Der Einlass in den Tierpark Hellabrunn ist altmodisch und umständlich, das führt zu langen Schlangen und Wartezeiten. Dabei könnte sich München einiges von anderen Städten abschauen.
"Wir sind drin!", ruft der Mann in der Mittagssonne kurz hinter dem Eingang. Da muss wohl ein gewaltiger Andrang herrschen, wenn sich jemand so freut, es endlich rein geschafft zu haben. Stimmt aber gar nicht. An jeder der drei geöffneten Kassen stehen an diesem Sonntagmittag Mitte Januar gerade mal drei Wartende an. Trotzdem dauert es zum Teil mehr als 20 Minuten, bis die Leute drin sind. Wer zwei oder gar drei Jahreskarten-Verlängerer vor sich hat, braucht Geduld. Gerade zu Jahresanfang sind nun wieder viele Besucher verärgert.
Die Abwicklung an der Kasse, die Bearbeitung von Tages- oder Jahreskarten - das alles geht in Hellabrunn im Vergleich zu anderen deutschen Zoos langsam und unflexibel vonstatten, wie eine Nachfrage etwa in Köln, Hamburg oder Berlin zeigt. In Berlin gibt es zum Beispiel ganz neue technische und digitale Strukturen, die einen reibungslosen und deshalb schnellen Ablauf ermöglichen. In München dauert alles länger. Jahreskarten können nur vor Ort verlängert werden, das erhöht gerade im Frühjahr die Wartezeit. Zudem lässt sich eine Jahreskarte nicht vor Ablauf der Gültigkeit neu beantragen. Und: Die Besucherzahlen haben sich laut Tierpark innerhalb weniger Jahre verdoppelt, die Zahl der Eingänge aber ist dieselbe geblieben.
Der Eingangsbereich und der Ticket-Service des Münchner Tierparks sind aus der Zeit gefallen. Damit ärgert er seine Besucher schon vor dem Eintritt. Kommentar von Philipp Crone
Man würde gerne den Zahlungsvorgang und den Check-in entkoppeln, sagt Tierparksprecher Dennis Späth, doch das sei derzeit nicht in Planung. Es kostet eben. "Wir investieren lieber in Tieranlagen." Wegen des unflexiblen und nicht einheitlichen IT-Systems kann es auch dazu kommen, dass Besucher wieder weggeschickt werden - etwa wenn jemand seine Jahreskarte vergessen hat: Dann ist es nicht möglich, im System die Karte zu überprüfen und den Gast trotzdem reinzulassen, wie es in anderen Zoos gemacht wird. "Ich habe keine Information darüber, dass das geändert werden soll", sagt Späth.
Im Kölner Zoo werden Tages- und Jahreskarten an Drehkreuzen oder von Mitarbeitern mit Handgeräten eingescannt. Unter der Woche gibt es laut Sprecher Christoph Schütt "keine Wartezeiten". In Berlin wirbt der Zoo damit, dass Besucher mit Online-Tickets nicht in der Schlange stehen müssen. Und seit dem vergangenen Jahr gibt es ein einheitliches System für den Tierpark und für den Zoo Berlin. Darin sind die Kassen, der Einlass und der Online-Shop organisiert, sagt Sprecherin Christiane Reiss. "50 Prozent der Tickets kommen derzeit über den Online-Shop", was die Eingänge sehr entlaste, "weil Gäste mit Online-Tickets direkt zum Eingang und die Kassen umgehen können." In München sind Kasse und Eingang eins.