Sparkassenaffäre um Ex-Landrat Kreidl neu vor Gericht
Süddeutsche Zeitung
Der frühere Miesbacher CSU-Landrat und der einstige Bankchef Georg Bromme müssen sich abermals wegen Untreue verantworten. Es wird auch um teure Geschenke gehen.
Im Chefbüro im Miesbacher Landratsamt gibt es einen hellen, hölzernen Einbauschrank, in dem sich ein Waschbecken nebst Armaturen verbirgt. Der Landrat - es ist inzwischen schon der übernächste - kann sich dort die Hände waschen. Eingebaut wurde der Schrank und das übrige Mobiliar in der Ära des CSU-Landrats Jakob Kreidl, und bezahlt hatte das alles die örtliche Kreissparkasse, deren Verwaltungsrat Kreidl kraft Amtes selbst vorsaß.
Weil die Sparkasse auch sonst recht freihändig in allerlei luxuriöse Fahrten des Verwaltungsrats, in aufwändige Geburtstagsfeiern und in teils recht skurrile Geschenke für verschiedenste Lokalpolitiker investiert hatte, wurde Kreidl 2019 vom Landgericht München II wegen Untreue zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Bank, Georg Bromme, erhielt eineinhalb Jahre auf Bewährung.
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Bromme war das zu viel, der Staatsanwaltschaft waren beide Strafen zu gering - und beide Seiten errangen vergangenes Jahr im Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe Teilerfolge. Daher ist bald wieder das Landgericht München II am Zug. Am 22. März soll der vorerst auf zehn Verhandlungstage angesetzte Prozess beginnen, ein neuerliches Urteil könnte demnach Mitte Mai fallen.
Kreidl musste sein Büro schon 2014 räumen. Die ganze Sparkassenaffäre, die sich an der fast 120 000 Euro teuren und großteils von der Sparkasse bezahlten Feier zu seinem 60. Geburtstag 2012 entzündet hatte, hat ihn damals endgültig die Wiederwahl gekostet.