Puigdemont in Italien kurz festgesetzt
ProSieben
2017 wollte Carles Puigdemont Katalonien aus dem spanischen Staatsverband herausbrechen. Das ging schief, er floh ins Ausland und seither ist ihm die spanische Justiz auf den Fersen. Nun hat sie ihn in Italien erwischt. Aber das könnte auch sein Kalkül gewesen sein.
Die italienische Grenzpolizei wartete schon auf den prominenten Flüchtling vor der spanischen Justiz. Kaum hatte der frühere katalanische Regionalregierungschef Carles Puigdemont auf dem Flughafen der Stadt Alghero im Nordwesten Sardiniens am Donnerstag das Flugzeug verlassen, wurde er auch schon festgesetzt. Grund war ein europäischer Haftbefehl des Obersten Gerichtshofs Spaniens von 2019. Nur einen Tag später war er nach Medienberichten aber schon wieder auf freiem Fuß.
Die spanische Justiz wirft dem 2019 zum EU-Abgeordneten gewählten Puigdemont wegen des illegalen Unabhängigkeitsreferendums von 2017 unter anderem Rebellion vor. Am Freitag schon ließ die italienische Richterin Plinia Azzena den Katalanen wieder laufen. Er dürfe die Insel auch verlassen. Zuvor war berichtet worden, die Richterin habe es Puigdemont zur Auflage gemacht, die Insel nicht zu verlassen, bis die Frage einer Überstellung an Spanien geklärt ist. Als nächster Gerichtstermin wurde der 4. Oktober festgelegt. Dann wird verhandelt, wie es mit dem von Spanien ausgestellten europäischen Haftbefehl weitergeht. Daran könne Puigdemont eventuell auch nur per Videoschalte teilnehmen, berichtete die Zeitung «La Vanguardia» unter Berufung auf seine Anwälte.
Puigdemonts Probleme mit der spanischen Justiz gehen auf das Jahr 2017 zurück. Damals hatte die spanische Polizei mit großer Härte versucht, ein am 1. Oktober in Katalonien abgehaltenes illegales Unabhängigkeitsreferendum zu unterbinden. Da fast nur Befürworter der Abspaltung abstimmten, gab es eine große Mehrheit für die Unabhängigkeit.
Nachdem Puigdemont die Unabhängigkeit der Region ausgerufen und sofort wieder ausgesetzt hatte, wurde er von Madrid abgesetzt und Katalonien unter Direktverwaltung der Zentralregierung gestellt. Puigdemont und einige seiner Mitstreiter flohen ins Ausland. Die führenden Separatisten, die nicht flohen, wurden 2019 zu langjährigen Haftstrafen zwischen 9 und 13 Jahren verurteilt, im vergangenen Juni aber begnadigt.