Nix für Spießer
Süddeutsche Zeitung
Sanfter Abstrich statt Hirnspieß: Die Konkurrenz im Schnelltest-Business wird größer. Da kommt es auf das richtige Marketing an.
Schnelltest-Werbung ist was für Profis, so viele Möglichkeiten gibt es schließlich nicht. Die zweite Welle der Schnelltest-Stationen-Expansion in München ist gerade auf einem Allzeithoch, die Warteschlangen zeugen von funktionierenden Geschäftsmodellen, ob in Bars, Theatern, Shops oder Eisdielen. Nur kann der findige Betreiber nicht an einer der wichtigsten Marketing-Stellschrauben überhaupt drehen: dem Preis. Also muss es anders gehen, wie zum Beispiel ein Blick in die Reichenbachstraße zeigt.
Dort wird nicht mit Schnelligkeit oder Service geworben, wie man es in den Räumen der Bar Krake erwarten könnte. Nein, man nutzt an dieser Stelle die schier unendliche Nachfrage Münchens nach Wellness, Beauty und Entspannung. Die Verbindung aus Schnelltest und Wellness mündet dann in einem Satz auf dem Plakat vor der Bar: "Sanfter Abstrich (kein Hirnspieß!)".
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Man möchte nicht nur negativ sein nach einem Besuch, man möchte auch ein wenig naseninwandig massiert werden. Die Betreiber, die statt mit Langlöffeln in ihren Martinis nun mit Stäbchen in Nasen rühren, können die sanfte Tour auch so gut belegen, dass sich die Nasenscheidewand allein dabei schon entspannt. In den Lehrgängen, die man als Testzentrumsbetreiber absolvieren müsse, würde schon längst mit der Mär aufgeräumt, dass ein Reinrammen bessere, genauere Ergebnisse liefere. Sanft im unteren Nasenbereich gehe genauso.
Und wenn das nicht ausreichend Testkundschaft in die Krake (was für ein wunderbarer Name für eine Teststation) spült, dann vielleicht noch der weitere Anreiz auf dem Plakat. "Free Maske" und "Free Schoki".