IfW-Chef nennt Politiker "Veränderungsangsthasen"
n-tv
Die Bundesregierung bekommt von einem Wirtschaftsexperten eine regelrechte Standpauke. Moritz Schularick vom Institut für Weltwirtschaft nennt Politiker "Veränderungsangsthasen". Den Industriestrompreis hält er für falsch und sieht das Geld anderswo besser angelegt.
Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, übt scharfe Kritik an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. "Wir sind Veränderungsangsthasen geworden - das gilt für links wie rechts", sagte er dem "Spiegel". Deutschland sei "gefangen in kleinteiligen Abwehrkämpfen, Zweifeln, Sorgen und Ängsten - wir sehen nicht die Chancen, sondern diskutieren nur die Kosten und die Schwierigkeiten", monierte Schularick. "Das ist ein klares Versäumnis der Politik."
"Das konservative Lager pflegt einen Fetisch der Schuldenbremse und traut dem Staat nicht zu, sinnvolle Zukunftsinvestitionen über Schulden zu finanzieren", sagte der Ökonom. "Und auf der linken Seite träumt man sich in das Industriezeitalter der Siebzigerjahre zurück, wo wir alle in die Fabrik gehen und Stahl kochen." Beides sei "kein Modell für die Zukunft".
Einen verbilligten Industriestrompreis, wie ihn die Grünen und Teile der SPD fordern, sieht Schularick kritisch. "Wenn wir Steuergeld in die Hand nehmen, dann doch nicht, um Industrien zu subventionieren, von denen wir heute schon wissen, dass sie nicht die Wachstumsbranchen von morgen sind", sagte er. "Wir sollten unsere Mittel stattdessen in Forschung stecken, in Bildung, in unsere Kinder und in neue, grüne Industrien."