Hunderte in Chemiewerk in Sjewjerodonezk eingekesselt
ProSieben
In der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk verharren wohl noch Hunderte Zivilisten in einem Chemiewerk. Russland will einen Fluchtkorridor einrichten. Doch es gibt einen Haken.
Hunderte im Chemiewerk Azot eingekesselte Zivilisten sollen über einen Fluchtkorridor aus der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk gelangen. Doch der für Mittwoch von Russland angekündigte Weg soll nur in das von prorussischen Separatisten kontrollierte Gebiet führen, wie der Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Michail Misinzew, am Dienstag klarmachte. Sjewjerodonezk steht weiter im Fokus der verlustreichen Kämpfe zwischen Russland und der Ukraine. Russland hatte das Nachbarland Ende Februar überfallen.
Unterdessen versucht die Bundesregierung die Folgen des Krieges für die Energieversorgung Deutschlands im Griff zu behalten. Mit Milliardenbeträgen will die Ampel-Koalition ein Schlüsselunternehmen für die Gasversorgung in Deutschland unterstützen: Gazprom Germania, das inzwischen unter staatlicher deutscher Kontrolle steht. Zudem drohen im Sommer deutlich geringere Gaslieferungen aus Russland.
Für den zähen Abwehrkampf seines Landes forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutlich mehr Unterstützung des Westens. "Wir müssen noch viel mehr gemeinsam tun, um diesen Krieg zu gewinnen", sagte Selenskyj der "Zeit" in einem Interview.
Auf die Frage, ob er sich von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die klare Formulierung wünsche, die Ukraine müsse den Krieg gewinnen, sagte er, Russlands Präsident Wladimir Putin hasse die Idee eines freien und vereinten Lebens in Europa, und seine Soldaten hielten dagegen. "Also sagt, was ihr wollt und wie ihr es wollt, aber helft uns. Bitte." Scholz, der französische Präsident Emmanuel Macron und Italiens Regierungschef Mario Draghi könnten schon Mitte der Woche die Ukraine besuchen. Eine offizielle Terminangabe steht aber aus.