Deckte die Stasi einen mutmaßlichen Mörder?
ZDF
Die DDR-Justiz verurteilte einen unschuldigen Musiker für den Mord an einer Krankenschwester. Hat die Stasi den eigentlichen Mörder gedeckt?
Statt einen verdächtigen Volkspolizisten zu verfolgen, brachte die DDR-Justiz den nachweislich unschuldigen Werner Engler ins Gefängnis. Er blieb danach ein gebrochener Mann. Ende April 1979 machte sich die 20-jährige Karin G. aus Grevesmühlen bei Wismar zu Fuß auf den Weg ins benachbarte Bernstorf. Die junge Krankenschwester wollte zum Maifest. Dort trat ihr Freund Werner Engler mit seiner Band auf. Um 19 Uhr wurde sie an der Bahnhofschranke ihres Wohnortes zuletzt gesehen. Danach verlor sich ihre Spur. Acht Tage später wurde die Leiche von Karin G. in einem Kiefernwäldchen zwischen Grevesmühlen und Wismar gefunden. Schnell wurde klar, dass die Leiche hier nur abgelegt worden war. Erdanalysen verwiesen auf einen anderen Tatort. Die Ermittler vermuteten, die Tat musste entlang des Weges, den das Opfer gegangen war, geschehen sein - in der Nähe einer Jagdhütte. Örtliche Polit- und Stasi-Funktionäre pflegten dort zu feiern. Auf der Jacke der Toten wurden Haare sichergestellt. Sie wurden mit dem mutmaßlich wahren Täter aber nie abgeglichen. Der Volkspolizist Horst K. stand damals zwar auch im Fokus der Mordkommission. Er wurde am fraglichen Abend in der Nähe des mutmaßlichen Tatorts gesehen. Und als örtlicher Jagdleiter gehörte er zu der Jäger- und Feiergruppe um einen örtlichen Oberst der Staatssicherheit. Wie die ZDFinfo-Dokumentation "Mysteriöse Kriminalfälle der DDR - Gefährliche Geheimnisse" zeigt, hat der zuständige Leiter der örtlichen Stasi-Dienststelle die Spuren zu Horst K. wohl nicht weiterverfolgt, obwohl Horst K. die Tote kannte und er sich bei Vernehmungen in Widersprüche verstrickte. Weil er Angehöriger der Volkspolizei war, musste das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) informiert werden. Der Leiter sicherte dem Ermittler zu, dass das MfS sich kümmern würde. Die Ermittlungen zu Horst K. endeten im Januar 1980. Horst K. war nicht nur Volkspolizist, er war auch inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi. Dreieinhalb Jahre nach dem Mord an Karin G. geriet der Musiker Werner Engler - trotz eines wasserdichten Alibis - noch einmal ins Fadenkreuz der Ermittler. Eine enttäuschte Ex-Freundin hatte ihn plötzlich schwer belastet. Sie selbst habe geholfen, die Leiche zu entsorgen, schrieb sie den Behörden.













