Wie Influencer Afghanistan als Urlaubsziel inszenieren
ZDF
Influencer reisen nach Afghanistan und schwärmen von einem schönen, scheinbar sicheren Land. Gefahren und Leid werden systematisch ausgeblendet.
Influencer reisen nach Afghanistan und schwärmen von einem wunderschönen, scheinbar sicheren Land. Gefahren und das Leid der Bevölkerung werden systematisch ausgeblendet. Wer nach Afghanistan reist, sollte vorher sein Testament machen. Dazu rät das Auswärtige Amt auf seiner Webseite und warnt vor Anschlägen oder Entführungen. Dennoch preisen in Sozialen Medien zahlreiche Influencer - auch aus Deutschland - Afghanistan als interessantes Reiseziel an: "Viele Leute wissen auch gar nicht, dass man überhaupt nach Afghanistan reisen kann", heißt es in einem TikTok-Clip des Reiseinfluencers Marinus Obermair aus dem bayerischen Voralpenland. In Sozialen Medien nennt der 22-Jährige sich "MoveLikeG", allein bei Instagram hat er über 350.000 Follower. Vergangenes Jahr war er im Rahmen einer Weltreise auch in Afghanistan unterwegs. In seinen Clips schwärmt Obermair von der "schönen Seite dieses Landes", von kristallklaren Seen, Höhlendörfern und der Hauptstadt Kabul. In einem seiner Videos schüttelt er die Hand eines schwer bewaffneten Taliban und betont, er sei "immer gut behandelt" worden. Auch andere Reiseblogger dokumentierten ihre Afghanistan-Reisen in Social-Media-Videos. Margaritta Steffens aus Deutschland schwärmt ihren rund 20.000 Followern bei TikTok von entspanntem Reisen und gesundem Essen vor. Was sie in Afghanistan macht? "Ferien. Urlaub von der westlichen Welt, mit sauberer Luft, klarem Himmel, authentischen Menschen mit Herz", heißt es in einem ihrer Clips. Afghanistan habe "ihr Herz gestohlen" sagt die Britin Zoe Stephens. Ihren Accounts auf Instagram und TikTok folgen 320.000 Nutzer. Der dänische Reiseinfluencer Gustav Rosted aka "gus1thego" preist das Land wie in einem Werbefilm. In einem Clip erklärt er seinen fast 500.000 Followern bei TikTok, wie man selbst in Kabul mit der Dating-App Tinder nach Dates suchen kann. So zeigen diese Influencer ein gefiltertes Bild des Landes, dass das Gewaltregime der Taliban, die systematische Entrechtung von Frauen und die harten Lebensbedingungen der Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt weitgehend ausblendet. Während Influencer von "gesundem Essen" dort schwärmen, leiden nach Angaben internationaler Organisationen etwa 20 Prozent der Menschen in Afghanistan an akuter Unterernährung.













