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Wer hinter dem exklusivsten Club des Internets steht

Wer hinter dem exklusivsten Club des Internets steht

Süddeutsche Zeitung
Monday, February 07, 2022 03:28:59 PM UTC

Im krytobasierten "Web3" verwenden viele Unternehmer Pseudonyme, auch die Gründer des milliardenschweren "Bored Ape Yacht Club" verbergen ihre Namen. Nun wurde ihre Identität enthüllt.

Viele der Menschen, die derzeit von sich behaupten, an einem demokratischeren Internet zu bauen, aber zum Beispiel auch die Hotelerbin Paris Hilton, der TV-Host Jimmy Fellon oder der Rapper Post Malone, sind Affen - sie sind Mitglieder des "Bored Ape Yacht Club". Das ist das wahrscheinlich bekannteste Projekt aus dem "Web3", das die digitale Wirtschaft auf neue Beine stellen soll. Nicht mehr die Chefs der Tech-Konzerne sollen fürstengleich über das Internet regieren, sondern pseudonyme Kollektive sich zusammenschließen, um gemeinsam virtuelle Güter zu verwalten. Undurchsichtige Konzerne sollen also undurchsichtigen Kollektiven weichen.

Wer in den Affen-Club aufgenommen werden möchte, muss für derzeit mindestens eine Viertelmillion Euro ein digitales Bild aus einer Sammlung von 10 000 gelangweilt guckenden Cartoon-Affen kaufen, das er fortan als Profilbild in den sozialen Medien verwenden darf. Die eigene Online-Identität verschmilzt dann mit dem Affen. Als die SZ im November mit Mitgliedern des "Bored Ape Yacht Club" sprach, nannte keiner von ihnen seinen bürgerlichen Namen. Er sei ein "Futurist, Disruptor und Affe", so stellte sich einer von ihnen vor.

Auch die Gründer des Clubs verwendeten bislang Pseudonyme. Das Onlinemedium Buzzfeed News hat nun aber die Identitäten von zweien der Gründer enthüllt: Hinter "Gargamel" steht der 32-jährige Greg Solano, hinter "Gordon Goner" der 35-jährige Wylie Aronow. Beide stammen aus Florida und sind bisher mit einem auf den ersten Blick ganz anderen Interesse aufgefallen: Literatur. Das Unternehmen Yuga Labs, das hinter dem "Bored Ape Yacht Club" steht, soll laut der Financial Times jüngst mit fünf Milliarden US-Dollar bewertet worden sein.

Die zumeist jungen Menschen, die an die Chancen des Web3 glauben, sehen in der Pseudonymität die Chance, sich mit ihren digitalen Unternehmungen selbst neu erfinden zu können, unabhängig von ihren analogen Identitäten und eventuellen Vorurteilen - ein Krypto-Affe hat weder Geschlecht noch Herkunft. "So nah sind wir noch nie an den Punkt gekommen, eine Meritokratie zu erschaffen", also eine ausschließlich auf Verdiensten beruhende Gesellschaft, schreibt etwa die Krypto-Investorin Soona Amhaz, "trotz der Dystopien, die die öffentlichen Wortführer möglicherweise entwerfen".

Jacob Wende, Finanzexperte bei der Organisation Transparency International, klingt am Telefon nicht wie ein Dystopiker, sondern ziemlich nüchtern. Er weist auf das Problem möglicher Geldwäsche und von Terrorfinanzierung hin, wenn nicht klar sei, wer virtuelle Finanzwerte ausgibt und an wen sie gehen - auch wenn es sich um scheinbar harmlose Bilder gelangweilter Affen handelt. Die enormen Preise, die solche kryptobasierten Werte erzielen, wecken bei Experten immer wieder den Verdacht, hier könnte sich in einem für die Finanzaufsichtsbehörden schwer einsehbaren - und teils schwer verständlichen - Bereich schmutziges in sauberes Geld verwandeln. "Monkey Laundering" hat sich, in Anspielung auf "Money Laundering" (auf Deutsch: Geldwäsche), als Formel für diesen Vorwurf etabliert.

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