Wenn die Zukunft vertrocknet
Süddeutsche Zeitung
In Ostsyrien müssen die Menschen neben dem Krieg auch katastrophalen Wassermangel ertragen. Schuld haben der Klimawandel und die Türkei.
Als der Krieg 2013 nach Raqqa kam, war Abdel Fattah al-Mishwar dankbar für das Land, das ihm sein Vater hinterlassen hatte: eineinhalb Hektar Ackerfläche direkt am Euphrat, zwei Kilometer östlich der Stadt, weitere fünf Hektar in einiger Entfernung zum Fluss. "Als Lehrer hatte ich meine Arbeit verloren wegen der Kämpfe, außerdem wurde die Stadt ja ständig beschossen", erinnert sich der 49-Jährige. Wie schon sein Vater baute er Baumwolle, Weizen und Gerste nahe dem Ufer an, er zog auch Gemüse, auf dem anderen Land erntete er Weizen. So überstanden er, seine Frau und die acht Kinder die Zeit, in denen die Terrorbewegung Islamischer Staat (IS) in Raqqa ihre Hauptstadt einrichtete und die Koalitionstruppen dort bombardierten. "Ich dachte, wir hätten Glück", sagt al-Mishwar.