"Milchpreise sind nicht mehr nachvollziehbar"
n-tv
Was macht eine Molkerei mit zu viel Milch, wenn es zu wenige Menschen gibt, die diese kaufen wollen? Managerin Carola Appel von der "Gläsernen Molkerei" spricht über verrücktspielende Lieferketten, das neuerdings schlechtere Image von Milch und ihren Blick auf Ersatzprodukte.
Was macht eine Molkerei, wenn sie Milch im Überfluss geliefert bekommt- aber zu wenige Menschen diese Milch kaufen wollen? Vor dieser Frage stand die "Gläserne Molkerei" aus Brandenburg, ein Spezialist für Biomilch, im vergangenen Jahr. "Die Milch ist ein Rohstoff, der auf Sie zuläuft - ob Sie das wollen oder nicht", sagt Geschäftsführerin Carola Appel im Podcast "Die Stunde Null". Das Unternehmen musste im Handumdrehen haltbare Produkte wie H-Milch, Milchpulver oder Käse herstellen, um den Rohstoff zu verarbeiten.
Die Molkereien verzeichneten Absatzeinbrüche von bis zu 20 Prozent, weil die Kunden angesichts der hohen Preise weniger Bioprodukte kauften und auch insgesamt ihren Konsum einschränkten. Futtermittel, Personalkosten, Energieinflation – all dies hatte die Preise in die Höhe getrieben.
"Wir hatten in Deutschland Millionen Liter zu viel Milch", sagt Appel, "und das in sehr kurzer Zeit". Das Problem wurde dadurch verschärft, dass die Bauern sogar noch mehr Biomilch produzierten als zuvor. Auszahlungspreise, die zuvor bei 30-35 Cent pro Liter gelegen hatten, schossen auf das Doppelte, historische Höhen, die auch die einstige Müller-Managerin Appel noch nicht erlebt hatte. "Das hat das Kaufverhalten völlig verändert", sagt sie.