Long Covid: Geimpfte haben kleineres Risiko
ZDF
Die eine Pille gegen Long Covid gibt es nicht, sagt Expertin Jördis Frommhold. Im Interview spricht sie über Risiken und Behandlungsmethoden.
ZDFheute: Frau Dr. Frommhold, Sie behandeln in ihrer Klinik viele Menschen, die unter den Folgen einer Covid-19-Erkrankung leiden. Können Sie sagen, wen Long Covid oder Post Covid eigentlich trifft und wen nicht?
Jördis Frommhold: Leider ist es so, dass wir noch kein wirkliches Risikoprofil ausmachen können. Letztendlich ist das der Unsicherheitsfaktor, der das Risiko erhöht, dass jeder von Spätfolgen einer Covid-19-Infektion betroffen sein kann.
Was wir durchaus sehen, ist, dass es nicht nur Patienten und Patientinnen sind, die sehr, sehr schwere, akute Verläufe hatten, sondern tatsächlich auch die Patienten betroffen sind, die eigentlich nur milde, zum Teil asymptomatische akute Verläufe hatten, die durchaus jung sind und kaum Vorerkrankungen haben. Oder auch sportliche Menschen.
Wenn man vielleicht einen Risikofaktor herausarbeiten will, kann man sagen, dass durchaus die Patienten mehr zu Spätfolgen neigen, die einen sehr hohen Leistungsanspruch an sich - auch schon vor der Covid-19-Infektion - hatten.
ZDFheute: Kann man denn sagen, dass Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen stark betroffen sein können?
Frommhold: Tatsächlich sind wir bis dato immer von zehn Prozent der Infizierten ausgegangen, die Spätfolgen entwickeln können. Es gibt jetzt neue Studien aus Israel und England. Beide sehen eine deutliche Risikoreduktion für Spätfolgen nach einer Covid-19-Infektion, wenn geimpfte Personen sich anstecken.
Das bedeutet: Durch die Impfung verhindern wir eine akut schwere Infektion, selbst wenn es zu Impfdurchbrüchen kommen kann. Aber wir haben auch eine nahezu bis zu knapp 70-prozentige Risikoreduktion für Long Covid.