Kontroverse über "Eine deutsche Partei"
ZDF
Auf der Berlinale löst die Dokumentation "Eine deutsche Partei" über Aufstieg und Innenleben der AfD bereits vor der Premiere Kontroversen aus.
Die Augen der Menschen auf dem Domplatz von Erfurt leuchten. Bei großer Kälte wärmen heiße Reden. Die Stimmung ist aufgeladen wie bei einem Bundesligaspiel kurz vor der entscheidenden Phase. Ein Redner ruft in die Menge: "Wegfegen", "Gehirnwäsche", "Nicht Corona ist die Gefahr, sondern die Politiker."
Worte wie Geschosse. Sie zeigen Wirkung. Die Menge skandiert begeistert: "Wir sind das Volk." Die Kamera läuft mit, zeigt die aufgeladene Atmosphäre aus nächster Nähe, während aus den Lautsprechern Parolen verbreitet werden wie: "Impfen ist für den Arsch". Einer der intensivsten Momente aus dem Dokumentarfilm "Eine deutsche Partei" von Simon Brückner über den Aufstieg der AfD.
Über zwei Jahre lang hat der 44-jährige Filmemacher hinter die Kulissen der AfD geschaut. Er war in Wirtshäusern und bei Fraktionssitzungen, drehte auf Wahlkundgebungen und internen Beratungen hinter sonst fest verschlossenen Türen. Seine Kamera lief immer mit.
Einmal fordern AfDler den Abbruch der Dreharbeiten. Auch das dokumentiert der 110 Minuten lange Film. Unkommentiert, ungeschminkt und ohne Interviews.
Brückner hört zu, beobachtet als "stummer Gast". Er lässt die Kamera weiterlaufen, wo Nachrichtenfilme sonst aufhören. Das ist die Stärke dieser spannenden Innenansicht einer Partei, der jetzt auf der Berlinale Premiere feiert.
Der Film schildert Aufstieg und Richtungskämpfe einer populistischen Partei, die verspricht gegen ein "dekadentes Establishment” aufzubegehren. Brückners Film zeigt eine zerrissene Partei voller Ressentiments und Selbstinszenierungen.
Die AfD erweist sich in den gezeigten Momentaufnahmen als eine Bewegung der Gekränkten und Verbitterten. Ein buntes Sammelsurium von Menschen, viele mit gebrochenen Biografien, die gegen "das System der Alt-Parteien", gegen den verhassten öffentlich-rechtlichen Rundfunk und ganz besonders gegen den "links-grün versifften" Zeitgeist in der Gesellschaft wettern.