Keinen "angenehmen Journalismus machen"
ZDF
Vor 75 Jahren erschien "Der Spiegel" das erste Mal. Seitdem hat sich viel verändert. Für Aufregung sorgte vor drei Jahren der Fall Relotius.
Er verstand sich als das Sturmgeschütz der Demokratie. Er stand für Wahrheit und Aufklärung im deutschen Journalismus. "Sagen, was ist" - der Leitspruch des "Spiegel"-Gründers Rudolf Augstein in großen Lettern an die Wand geschrieben im Foyer des Hamburger Verlagshauses.
Und doch geschah das Unglaubliche, der Supergau für ein Leitmedium, das sich immer dem Qualitätsjournalismus verschrieben und verpflichtet gefühlt hatte. Claas Relotius, ein Mitarbeiter, der schon seit Jahren als Starreporter gesehen und behandelt wurde, hatte Wahrheit und Dichtung nicht auseinander gehalten.
Seine unzähligen Artikel über mehrere Jahre entlarvten sich als fantasievolle Ergüsse, die besser als Manuskripte in die Filmindustrie Hollywoods gepasst hätten als in das deutsche Nachrichtenmagazin aus der biederen Kaufmannsstadt an der Elbe.