Köln lädt trotz Omikron zu internationaler Messe
Süddeutsche Zeitung
Von Sonntag an erwartet die Domstadt Tausende Fachbesucher aus aller Welt zur Süßwarenmesse. Köln sagt: Man habe mit Bedacht entschieden.
Gerald Böse weiß, dass viele in den kommenden Tagen auf ihn schauen werden. Der Chef der Kölner Messe lädt von Sonntag an zur ISM, einer der weltgrößten Messen der Süßwaren- und Snackbranche. Köln werde "als Leuchtturm der Messewirtschaft" international im Blickpunkt stehen, prophezeit Böse - und rechnet: Wenn an den vier Messetagen 17 000 bis 20 000 Fachbesucher aus der halben Welt in die Hallen am Rhein strömen würden, "das wäre ein Riesenerfolg in diesen Zeiten".
Vor allem sind es Zahlen, die gerade äußerst rar sind in den Messehallen dieser Republik, angesichts von Omikron und rekordhoher Ansteckungszahlen. So wurde die Landwirtschaftsmesse "Grüne Woche" in Berlin, die dieser Tage stattgefunden hätte, genauso abgesagt wie die "Boot" in Düsseldorf. Die Nürnberger Spielwarenmesse soll Anfang Februar rein digital stattfinden. Und die Hannover Messe haben die Veranstalter bereits jetzt vom April in den Frühsommer verschoben. Ist Köln mithin sprichwörtlich das gallische Dorf der Messewirtschaft? Oder eher die Hochburg des Wahnsinns?
Jedenfalls muss man schon ziemlich im Kleinen suchen, um überhaupt eine andere Messe zu finden, die Anfang dieses Jahres all den Beschränkungen und Quarantänen trotzte. Und landet bei der Nordstil in Hamburg, einer regionalen Fachmesse etwa für Raumausstattung und Geschenkartikel. Sie durfte am vorvergangenen Wochenende unter "2G plus" stattfinden. Die Behörden hatten erst eine Woche zuvor zugestimmt.
Gerald Böse hingegen setzt in Köln auf 3G, wie es ja auch am Arbeitsplatz die Regel ist. Das heißt, dass auch ungeimpfte Gäste kommen dürfen, wenn sie getestet sind. So schreibt es Nordrhein-Westfalen für Fachmessen vor - und so sei es auch für ein internationales Publikum "im Rahmen", findet Böse. Immerhin haben sich zur Süßwarenmesse Firmen aus 56 Staaten angemeldet. Und längst nicht überall auf der Welt ist die Impfquote so hoch wie in Deutschland oder gar in Spanien. Ohnehin sollte man nach Böses Dafürhalten eine Fachmesse nicht mit Freizeitveranstaltungen wie Konzerten oder gar dem Karneval vergleichen.
Messe mal anders: Bis vor einigen Monaten dienten die großen Hallen in Köln vor allem als Impfzentrum.