Impfskeptiker moralisch in die Pflicht nehmen
ZDF
Impf-Skepsis hat Tradition. Mit einer "moralischen Impfpflicht" könne man einige aber überzeugen, sagt Psychologin Betsch in "Leschs Kosmos".
Seit Monaten gehen Tausende Menschen auf die Straße, weil sie in der Aufforderung zur Impfung ein Diktat des Staates sehen, dem sie nicht folgen wollen. Die Geschichte des Zweifelns an der Sinnhaftigkeit von Impfungen begann bereits Anfang des 18. Jahrhunderts mit dem Kampf gegen die Pocken im Osmanischen Reich.
Der Sultan ließ Pocken-Eiter von kranken Patienten in die Haut von Gesunden übertragen - mit Erfolg. Wissenschaftler in Europa lehnten das Verfahren als barbarisch ab. Jahrzehnte später erkannte der britische Arzt Edward Jenner, dass auf den Menschen übertragene Rinderpocken gegen die echten Pocken immunisieren. Bald ist ersichtlich, dass der Nutzen der Impfung die Risiken deutlich überwiegt.
Doch die Skepsis gegenüber der Methode bleibt. Weil im Deutschen Reich immer mehr Soldaten erkranken, führt Otto von Bismarck 1874 deshalb eine Impfpflicht ein.