Es geht um Größeres als das Foto
Süddeutsche Zeitung
Sima Dehgani fotografiert dort, wo sich Diskrepanzen oder Missverhältnisse auftun. In Flüchtlingsheimen, in der Produktion teurer Perserteppiche, auf den Spuren der Zwangsarbeiter. Mit ihren Bildern will sie Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie ihr selbst.
Das Beirutbeirut in der Lindenschmitstraße hält dem Münchner Herbstregen gerade ein Schild entgegen: "Blumenkohl mit Bio-Rind in Granatapfelsoße". Es duftet nach Tee, und es dürfte kein Zufall sein, dass Sima Dehgani ausgerechnet hierher eingeladen hat. Klar, die Frau aus Sendling wohnt gleich hier um die Ecke, aber sie vereint eben auch beides: orientalische Gemütlichkeit und mitteleuropäische Tristesse. Eine Herzlichkeit wie in einer iranischen Dorffamilie und die Akribie einer bayerischen Schwäbin. Hm, oder vielleicht umgekehrt? Aber genau darum soll es ja gehen: Die Suche nach sozialen Phänomenen, in sich selbst und draußen in der Welt. Dehgani hat für sich einen Weg gefunden, dass selbst dort, wo kulturelle Trennschärfe einmal fehlt, zumindest Tiefenschärfe zum Einsatz kommt. Sie stellt dort scharf, wo sich Diskrepanzen oder Missverhältnisse auftun. "Der Wille, sich künstlerisch zu verwirklichen, war zuerst da", sagt sie. Schon als Kind habe sie viel gemalt. Die sozialen Themen wiederum, die sie behandelt, haben oft mit ihrer Familiengeschichte zu tun.