"Der Fall Lars Windhorst hat mir die Augen geöffnet"
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Kay Bernstein, 42 Jahre alt, geboren in Marienberg, Sachsen. Aufgewachsen in Marzahn, im alten Ost-Berlin. Erste eigene Wohnung in Hohenschönhausen, Ausbildung zum Elektriker und Industriemechaniker, heute Inhaber einer Veranstaltungs- und Kommunikationsagenur. Groß wird Bernstein aber auch in den Stadien der Bundesliga. 1998 ist er Gründungsmitglied der Harlekins, er ist einer der ersten Hertha-Ultras, steht als Vorsänger in der Ostkurve des Berliner Olympiastadions, ist Fankativist, tritt für eine neue Kultur im Stadion ein. Aus der Kurve geht es für ein Jahrzehnt auf die Sitzplätze.
Im vergangenen Jahr wird er überraschend Präsident des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Sein Vorgänger Werner Gegenbauer hatte sich mit dem Investor Lars Windhorst überworfen, er trat zurück. Bei den Neuwahlen setzt er sich gegen den CDU-Politiker Frank Steffel durch. Die erste Generation der Ultras kommt mit Bernstein ganz oben im System an. Für Hertha, den Klub, der Windhorsts 374 Millionen Euro verpulverte, geht es weiter bergab. Am Ende einer turbulenten Saison steht der Abstieg, sogar die Lizenz für die zweite Liga ist kurzzeitig in Gefahr.
Trotzdem ist etwas im Westend passiert. Der Zuschauerschnitt ist im vergangenen Abstiegs-Jahr der höchste der Vereinsgeschichte, nach dem Fall in die zweite Liga ziehen die Mitgliederzahlen an, der Dauerkartenverkauf läuft über allen Erwartungen und Präsident Kay Bernstein hat keine Lust darauf, es dabei zu belassen. Er will einen anderen Blick auf den Fußball, der für ihn Kulturgut ist und aus den Hinterzimmern der Verbände zurück zu den Menschen kommen muss. Bernstein sagt: "Die Revolution hat längst begonnen."
ntv.de: Herr Bernstein, was denken Sie: Hat der "Kay aus der Kurve" daran gedacht, dass er zwei Jahrzehnte später Präsident und Notstandsverwalter von Hertha BSC sein wird?