Berlusconi verzichtet auf Kandidatur für italienische Präsidentschaft
Süddeutsche Zeitung
Offenbar konnte der ehemalige Ministerpräsident vorab nicht genügend Wahlleute für die Abstimmung für sich gewinnen.
Silvio Berlusconi hat seine Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten in Italien aufgegeben. Der ehemalige Ministerpräsident ließ auf einem virtuellen Spitzentreffen der Mitte-Rechts-Parteien am Samstagabend mitteilen, dass er sich aus dem Rennen um die höchste politische Position zurückziehe. Der Parteichef der Forza Italia sei bei der Videoschalte gar nicht selbst dabei gewesen und habe seine Entscheidung verlesen lassen, hieß es.
Der 85 Jahre alte Politiker hatte zuletzt intensiv versucht, genug Wahlleute für die am Montag beginnenden Abstimmungen für sich zu gewinnen. Nun fordere der viermalige Regierungschef, der neben seinem politischem Auftreten vor allem durch Skandale und Strafprozesse von sich reden machte, einen gemeinsamen Vorschlag für einen Kandidaten von den rechten Parteien Forza Italia, Lega und Fratelli d'Italia.
Der Drang des ehemaligen Premiers zum Präsidentenamt ist ein Trauerspiel - in einem denkbar schlechten Moment. Von Oliver Meiler
Lega-Chef Matteo Salvini sagte, nun habe Mitte-Rechts "die Ehre und Verantwortung, seine Vorschläge zu machen". Zuletzt galt Ministerpräsident Mario Draghi als Favorit auf die Wahl - Berlusconi aber drängt darauf, dass Draghi auf seiner aktuellen Position bleibe. Auch andere Parteichefs sind gegen einen Wechsel des früheren EZB-Chefs, der vorzeitige Neuwahlen nach sich ziehen könnte.