Andrea Nahles soll Chefin der Bundesagentur für Arbeit werden
Süddeutsche Zeitung
Die Wirtschaft gibt ihren Widerstand gegen die Berufung der früheren SPD-Chefin an die Spitze von Deutschlands größter Behörde auf. Als Deal dürfen sie selber zwei neue Vorstandsmitglieder vorschlagen.
Die frühere SPD-Chefin Andrea Nahles soll neue Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA) werden. Das schlagen Gewerkschaften und Arbeitgeber vor, womit ihre Wahl an die Spitze der größten deutschen Behörde mit mehr als 100 000 Beschäftigen als sicher gilt. Die Personalie war kein Selbstläufer: Bei den Arbeitgebern gab es länger Widerstände gegen Nahles.
Die Bundesagentur für Arbeit hat Einfluss auf das Leben vieler Bürger. Sie ist für die Vermittlung neuer Jobs zuständig und soll die Qualifizierung der Arbeitnehmer für eine technologisch rasant veränderte Wirtschaftswelt steuern. In der Corona-Krise trug sie durch Kurzarbeitergeld für zeitweise mehr als sechs Millionen Beschäftigte dazu bei, Massenarbeitslosigkeit zu verhindern.
Der Vorschlag Nahles kommt von den Gewerkschaften. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), ein Vertrauter von Nahles, gilt als Fürsprecher für ihre Berufung. Der deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) erklärten am Dienstag, nun Gespräche mit Nahles zu führen. Damit ist der Weg für Nahles frei: Die beiden Sozialpartner bestimmen zusammen mit der Politik, wer die Bundesagentur führt.
Aus dem Arbeitgeberlager war zunächst Kritik daran zu hören, dass Nahles an die Spitze der Jobbehörde rückt. Nahles sei zu links und polarisiere sehr. Auch kenne sie sich mit dem Innenleben der riesigen Organisation zu wenig aus. Die Arbeitgeber haben nun ihren Widerstand aufgegeben. Als Deal dürfen sie selber zwei neue Vorstandsmitglieder vorschlagen: Vanessa Ahuja, bisher Abteilungsleiterin im Bundesarbeitsministerium und zeitweise selbst als Chefin der Jobbehörde im Gespräch - und die Personalmanagerin Katrin Krömer.
Befürworter der Personalie Nahles argumentieren, sie sei als frühere Arbeitsministerin sehr wohl für die Leitung der Behörde qualifiziert. Außerdem sei es richtig, erstmals eine Frau an die Spitze der Agentur zu berufen. Nahles war 2019 als SPD-Chefin zurückgetreten. Seit 2020 leitet sie die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation.