Als die Erotik nach Ostdeutschland kam
n-tv
Viele Ostdeutsche versuchen nach der Wende ihr Glück mit Sex-Shops. Denn was vorher verboten war, boomt plötzlich. Auf die Blütezeit folgt jedoch der Niedergang. Das Buch "Provinzlust" porträtiert die letzten überlebenden Läden und mit ihnen ein fast vergessenes Stück deutsch-deutscher Geschichte.
Es ist ein einprägsames Konzept, mit dem das einsame Fachgeschäft am Rande einer südbrandenburgischen Landstraße aufwartet: "Aquaristik Shop. Sex Shop." Fische und Dildos an der L67 zwischen Herzberg/Elster und Falkenberg/Elster - das verfing auch bei der einst zufällig vorbeifahrenden Uta Bretschneider und gab den Anstoß für "Provinzlust".
Das Buch, das die Kulturwissenschaftlerin und Soziologin gemeinsam mit dem Historiker Jens Schöne verfasst hat, geht dem fast vergessenen Phänomen der inhaberbetriebenen Sex-Shops auf den Grund, die nach dem Mauerfall in allen Ecken des Ostens aus dem Boden geschossen sind. Das Autoren-Duo war in Aschersleben und Lauchhammer, in Quedlinburg und Ilmenau, und hat sich umgeschaut und zugehört.
"In den Shops steckt jede Menge Zeitgeschichte, weil sie in der sogenannten Transformationszeit nach 1989/1990 entstanden sind", sagt Bretschneider im Gespräch mit ntv.de. In dieser Phase habe es insbesondere im ländlichen Raum einen Niedergang gegeben, viele Menschen hätten ihre Arbeit verloren und seien abgewandert. "Aber wir wollten explizit zeigen, was möglich war. Dafür hätten wir uns vielleicht auch Autohäuser oder Solarien anschauen können, aber, zugegeben, da ist ein Sex-Shop schon interessanter."
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